Riss im Bogenrücken

Themen zum Bogenbau
telandor
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Riss im Bogenrücken

Beitrag von telandor »

Hallo zusammen

Ich habe kürzlich einen Eschenbogen fertig gestellt. Am nächsten Tag habe ich eine neue Sehne gemacht und den Bogen damit leicht ausgezogen. Dabei hörte ich ein "Knacks" und fand einen Querriss auf dem Rücken.
Der Bogen zieht ca. 38 Pfund bei 65cm. Er ist insgesamt 161cm lang, der biegbare Bereich geht bis etwa Hälfte WA.

Der Riss ist im rechten Wurfarm (im Tillerbild).
Soweit ich sehe, geht der Riss oben und unten noch ein paar cm parallel zum Wurfarm weiter. Er macht also ein eckiges "U" Richtung WA-Tip. Ich kann mich hier jedoch täuschen. Ich habe mich nicht getraut den WA weiter zu belasten um den Riss stärker zu öffnen :)

Weitere Infos zum Bruchbereich:
Breite: 4.8cm
Dicke Mitte: 1.1cm
Dicke Rand: 0.7cm

Wie kann ich diesen Riss am besten flicken? Geht das mit einem Leinen-Backing? Muss ich dieses auf den kompletten WA leimen oder reicht es den Riss zu überdecken?
Ich habe noch ein Stück Leinenstoff von meiner Mutter. Dieses ist jedoch recht grob gewoben (siehe Bild). Spielt dies eine Rolle?

Vielen Dank schon Mal für eure Hilfe.
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leinen.jpg
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crackMidFarAway.png
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Wilfrid (✝)
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Also, erstmal tillerst du den Bogen so, das er sich im Biegebereich gleichmäßig und überall biegt und nicht nur am Griff.
Und dann über beide Wa eben das Leinen als Backing. also andersrum, erst backing drauf, dann tillern
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zwirn
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von zwirn »

Ein Mölle? aus Esche mit Leinenbacking?

LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.
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Heidjer
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von Heidjer »

Der Riss ist im Spätholzrest vom Vorjahresring!!
Und der Bogenrücken besteht aus dem porigen Frühholz??? :o

So kann der Bogenrücken kaum halten, leg erst einmal den Bogenrücken frei und schau wie tief der Riss überhaupt geht.
Dazu ist der Tiller noch grottig, so bekommt die Esche Set bis auf Standhöhe, selbst wenn der Bogen hält.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von killerkarpfen »

Da ist wohl eher ein Entlastungsschnitt die beste Lösung! >:)
Ohne Leinen. ;D
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Squid (✝)
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von Squid (✝) »

Wenn er im Rückenring sitzt, ist das ein reichlich mieser Riss mit der klaren Tendenz zum langen breiten abgehobenen Span.
Da is nix mit Leinenbacking, da is
1. 1 mit Epoxy ausfüllen (mit dem Föhn warm machen und in alles was nach Riss aussieht einmassieren)
und 2. ein Pflaster aus Glasfaser oder sehr festen Leinenstoff über den gesamten Rissbereich und 2 cm drüberkleben
angesagt.
3. wird dieses Pflaster dann auf ganzer Länge mit einer sauberen strammen Wicklung aus nicht dehnbarem Garn gesichert.
Die Wicklung wird mit Klebstoff versiegelt und dann könnte es sein, dass das Ganze hält.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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meik
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von meik »

Sorry, ich würde einen Neuen bauen und dann aus Esche einen ganz normalen Flachbogen. Vielleicht ist aber auch das Holz zu schnell getrocknet worden und dadurch oberflächlich versprödet? Bei mir hat sich auch schon hin und wieder ein Eschen- oder Ebereschenbogen auf diese Art verabschiedet, wahrscheinlich weil ich beim Trocknen zu ungeduldig war.
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ralfmcghee
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von ralfmcghee »

Da sind jede Menge hervorragende Tipps. Mir kommt es so vor, als ob das Design gewagt ist (siehe Zwirn). Für mein Auge sind die Needles im Verhältnis zum biegenden Bereich zu lang. Dadurch kommt es möglicherweise zu recht engen Biegeradien mit hoher Belastung des Rückens.

Wenn es mein Bogen wäre, würde ich einen Rückenring sauber freilegen (Heidjer). Dann würde ich den Riss mit Epoxy versorgen (Squid). Vielleicht kannst Du die Wurfarme entlasten, indem Du versuchst, ein wenig Biegung in die Needles zu bringen. Das kann aber riskant werden, weil Du damit die Stabilität der Needles verringerst, somdass sie sich zur Seite verziehen oder verdrehen könnten. Schau auf jeden Fall, dass sich mehr von den Wurfarmen biegt als bisher.

Ich glaube, das wird jetzt ein ambitioniertes Projekt, welches Dir viel Erfahrung bringen sollte. Den Entlastungsschnitt (killerkarpfen ;) ) würde ich erst bei völligem Misserfolg ganz am Ende setzen. :)

Viel Erfolg!
Ralf
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Coal
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von Coal »

Der Heidjer hat völlig recht und wenn schon Backing, dann würde ich ein Hanfbacking aufbringen, weil bei deinem abgebildeten Geflecht sind ja die Hälfte der Fasern (jene quer zur Maserung) für die Katz.
Wer nur einen Hammer hat, für den schaut jedes Problem aus wie ein Nagel.
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Coal
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von Coal »

Bei genauerer Betrachtung kann das mit dem Spätholzrest vom Vorjahresring nicht stimmen, wie Heidjer meint. Wenn der Vorjahresring nur mehr von Frühholz umgeben ist, wo sollten dann die Zugkräfte herkommen, die genau jene Stelle zerreißen? Die könnte sonst maximal abplatzen. Es MUSS der darunterlegende Ring also der Eigentliche Bogenrücken sein.
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fatz
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von fatz »

Wenn ich mir die Bilder genau ansehe sieht mir das aus, als wenn genau an der Stelle mit dem Riss Holz abgetragen wurde.
Ob's das bringt, da dran noch rumzubasteln? Vielleicht um Jahrring freilegen zu ueben. Aber dazu hat der Bogen dann auch
nimmer richtig viel Fleisch.
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von Chirion »

This ship has gone....
Chirion lehrt Pfeil und Bogen zugleich zu sein und eins mit dem Ziel zu werden

Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht
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Ravenheart
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von Ravenheart »

Auch wenn ich den Tiller so schlecht gar nicht finde - der hat's vmtl. hinter sich.
Ein (dünnes Gewebe-)Backing kann Risse verhindern - aber nicht heilen.

Abtragen des beschädigten Rings wäre eine Option - wenn dann noch ein brauchbarer Bogen übrig bleibt - was ich leider bezweifle.

Mehr Aufwand lohnt bei Esche nicht. my2ct...

Rabe
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ralfmcghee
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von ralfmcghee »

Und damit stellt sich wie so oft die Frage, ob man es bei so einem Schaden damit bewenden lassen soll und lieber einen neuen Bogen baut oder ob man einen Rettungsversuch unternimmt.

Welches Zuggewicht hat der Bogen denn? (Bitte NICHT im aktuellen Zustand messen!) Vielleicht ist er ja kräftig genug, dass man ein paar Pfund opfern könnte. In diesem Fall würde ich durchaus dafür plädieren, daran herumzubasteln. Potenzial sehe ich in der o.g. Reparatur, aber auch beim Verrunden von Griff und Fades. In dem Zusammenhang denke ich immer an meine Katastrophen-Robinie, die immer noch hält.

Irgendwann ist es aber auch gut. Wenn der Bogen an der unteren Grenze eines vernünftigen Zuggewichtes ist, würde ich heute auch keine große Arbeit mehr hineinstecken. Ich würde das auch davon abhängig machen, ob es eine emotionale Verbundenheit mit dem Bogen gibt.

Edit: 38#@26". Hätte ich auch gleich lesen können. ;D So what, in diesem Fall würde ich es versuchen, auch wenn es sich vielleicht als vergebliche Arbeit erweist. Wenn er bei 25 - 30# herauskommt, ist es m.E. die Übung und Erfahrung wert, die dabei entsteht.
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tom.smile
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Re: Riss im Bogenrücken

Beitrag von tom.smile »

Ich würde auf Ralf hören. ;)

Der weiß wovon er spricht. ;) ;D ;D

http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... 8&start=60

LG Tom
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