Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

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Bogensport Bernhard
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Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Bogensport Bernhard »

Hallo,

über die Suchfunktion habe ich nichts konkretes gefunden, finde aber, dass es sich beim Arbeitsschutz um ein sehr wichtiges Thema handelt.

Als Jugendlicher habe ich lange Zeit Modellboote gebaut. Das 5min Epoxy habe ich, mangels Erfahrung und Wissen, mit den ungeschützten Händen angefasst. Meinen ersten Bogen habe ich, weil ich es ebenfalls nicht besser gewusst habe, mit Latex-Handschuhen geklebt. In Summe hatte ich sicher schon 2h direkten Kontakt mir Epoxydklebern. Bis dato hatte ich keine Probleme. Nichtsdestotrotz war es extrem fahrlässig von mir. Soweit mir bekannt ist, ist es bei Epoxyharzsystemen nicht die Frage OB man eine Allergie bekommt, sondern WANN.

Daher habe ich mich in letzter Zeit intensiv mit dem Thema beschäftigt. Vorallem folgendes Dokument kann ich vorbehaltlos empfehlen: http://www.auva.at/mediaDB/666897_Kerst ... schaft.pdf.

Aktuell verwende ich beim Laminieren mit Epoxy Nitril-Mehrweghandschuhe Camatril 730, welche ich nach einmaligen Gebrauch entsorge. Meinen Körper schütze ich mit einer Einweg-Schürze von Tyvek. Eine Schutzbrille von 3M sowie ein Kopfschutz darf ebenso nicht fehlen. Im Moment laminiere ich ohne Atemschutz (laut Hersteller des verwendeten Epoxys ist dies in gut belüfteten Räumen bzw. im Freien auch nicht notwendig), ich bin aber schon auf der Suche nach einer guten Atemschutzmaske. Nach dem Kleben wechsle ich die Arbeitskleidung (Spritzer) und wasche mich.

Die geklebten Arbeitsstücke lasse ich momentan die 1,5fache Zeit der Herstellerangabe aushärten (bei der Verwendung von kalthärtenden Harzen) um sicher zu gehen, dass das Harz wirklich ausgehärtet ist. Ich stelle aber gerade auf ausschließlich warmhärtende Systeme um. Einen guten Grund hierfür sehe ich darin, dass laut diversen Arbeitsschutzquellen bei kalthärtenden Systemen bis zu 25% nicht aushärten, was wiederum eine deutliche Gefährdung beim Schleifen/Bearbeiten des Werkstücks bedeutet.

Grundsätzlich verwende ich beim Schleifen immer eine Feinstaubmaske der Klasse FFP2. Zudem arbeite ich immer wenn möglich mit einer Absaugung. Die Arbeitskleidung wird regelmäßig gewechselt, wenn möglich gewaschen ansonsten entsorgt.

Mich würde interessieren, welche Schutzmaßnahmen die (Glas-)Bogenbauer hier im Forum verwenden wenn mit Epoxydharzen gearbeitet wird.

Gruß,
Bernhard
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acker
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von acker »

Schöner thread ! Hat gutes Potential fürs How To Board & Wiki
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
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Firestormmd
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Firestormmd »

Ich leg immer eine Pappe unter, damit die Fliesen nicht dreckig werden. ;)

Im Ernst, ich nehme Gummihandschuhe, aber kein Nitril. Eher um meine Hände sauber zu halten, nicht um vor Gefahrstoffen zu schützen. ich hab mir ehlich gesagt noch keine Gedanken über gifiges Epoxy gemacht. Allerdings verwende ich es auch in eher kleinen Mengen. Mal ein Griffstück, meistens für Tipoverlays. Richtig laminieren tue ich nicht.

Grüße, Marc
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Beblibrox

Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Beblibrox »

Hallo Marc,
es ist wie bei allem: Die Dosis macht das Gift.
Wenn Du nicht jeden Tag 8 Stunden mit Harz arbeitest sind die gesundheitlichen Gefahren vernachlässigbar.
Ich denke wenn Du beim schleifen eine Feinstaubmaske trägst wirst Du keine Probleme bekommen.
Nach dem Harzen gut lüften ist schon die halbe Miete.
Gruß
Karlheinz
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MoeM
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von MoeM »

Als Brillenträger trage ich zusätzlich nur Handschuhe, Latex ausm Sanitätsbereich. Spritzen tu ich nicht, lege daher auf Kleidung weniger Wert ;)
Lüften ist grad schwierig, da die WS so schnell so kalt wird...
Die größten Sorgen machen mir die Stäube die hinterher bei der Bearbeitung entstehen. Ich habe eine Scheppach HA 1800 in Gebrauch und trage zudem eine "große 3M Lackierermaske" sowie eine halbwegs dichte Brille und Gehörschutz.
Klamotten danach wechseln und ne schnelle Dusche is eh klar!
Künftig werde ich einen eigenen Raum für Maschinen und die gröbsten Handschleifarbeiten nutzen um den Flugstaub zu begrenzen und mir überdies ein Modul zur Feinfiltration der Rohluft der Absaugung konstruieren.

Eine universelle sichere Absaugung in einem hobbygemäßen Kostenrahmen ist mir leider noch nicht untergekommen und bei bezahlbaren Absaugern oder Werkstattsaugern müssen, bei allen mir bekannten, Abstriche hingenommen werden bzw. Modifikationen ersonnen werden.
Grüße Moe
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MoeM
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von MoeM »

Grüße Moe
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kra
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von kra »

Bogensport Bernhard hat geschrieben:Hallo,
...
Als Jugendlicher habe ich lange Zeit Modellboote gebaut. Das 5min Epoxy habe ich, mangels Erfahrung und Wissen, mit den ungeschützten Händen angefasst. Meinen ersten Bogen habe ich, weil ich es ebenfalls nicht besser gewusst habe, mit Latex-Handschuhen geklebt. In Summe hatte ich sicher schon 2h direkten Kontakt mir Epoxydklebern....
Was spricht gegen Latex-Handschuhe?
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– George Bernard Shaw
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Botjer
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Botjer »

kra hat geschrieben:Was spricht gegen Latex-Handschuhe?
Würde mich auch interessieren, bisher habe ich auch diese Einmal-Dinger benutzt.
Ich bin zwar kein Glas-, aber ein Holz/Bambus-Babscher, da klebe ich auch das ein oder andere Mal.
LG Niels

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corto
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von corto »

evtl mampft sich der härter da druch, ist aber nur ne vermutung.

ich halte es wie Firestorm. ich hab durch das hantieren mit den 2k gießsystemen auch schon diverse Tage im dunst verbracht.
Aber ich sehe dann auch ab und zu jemanden der das beruflich macht.

da kommt dann der 50 liter Eimer voll mit 2k Zeuch zum einsatz. und er steht mittendrin im z.b. Schwimmbecken und hat ne normale Atemschutzmaske....
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MoeM
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von MoeM »

Oh das mit den Handschuhen is ja auch ein heißes Thema wie mir die Googlesuche grad verraten hat...

Allerdings reißen alle Handschuhe schnell auf, wenn man sie ständig mit in die Fahrradschläuche klemmt ???
Grüße Moe
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Galighenna
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Galighenna »

Nun...
Latex-Handschuhe sind dicht gegenüber organischen Verunreinigungen, wie z.B. Bakterien und Viren, sowie Wasser und einfache normale Reinigungsmittel wie Seife, und diverse verdünnte Säuren. Deshalb werden sie in Hygienebereichen verwendet. Gegen chemisch-Agessive Substanzen wie Lösungsmittel sind sie aber nicht immer 100% dicht. Es gibt eine ganze Reihe von leicht flüchtigen Substanzen die durch Latex hindurch diffundieren und die Haut somit trotz des Latex in Kontakt mit der Substanz kommt. Das Zeug wandert dabei einfach durch die Struktur des Latex hindurch und die Moleküle können dann trotzdem in die Haut eindringen.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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MoeM
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von MoeM »

Fiese Sache das... bei R&G gibts allerdings auch Latex- für Kunsharze geeignet!?!
Mein Problem is eig, dass der ganze Formenaufbau früher oder später mit Harz "kontaminiert" ist- die Frischhaltefolie wird mit den gleichen Handschuhen rumgepackt, die davor die eingekleisterten Laminate in der Hand hatten- und ohne Handschuhe Festspannen is auch schlecht; früher oder später tropft immer was raus oder die Folie kriegt nen Riss...etc. pp.
Wie war das gleich mit dem Bioepoxid????
Grüße Moe
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Bogenfee
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Bogenfee »

Hallo,

Nitrilhandschuhe unten drunter und nochmal Vinylhandschuhe oben drüber - so hab ich es gemacht.
Die Arbeitsfläche(Holz) wird mit einer Schicht Backpapier belegt und 2 Schichten Frischhaltefolie (Welche nur in der Werkecke benutzt wird) oben drauf gebappt.
Die Anpresslatten habe ich vorher mit 2 Schichten ebensolcher Frischhaltefolie umwickelt.
Auf die Griffe der Schraubzwingen hab ich Küchenrolle befestigt.
Schutzbrille und Arbeitskleidung sind ja eh klar.
Klamotten aus und rein in die Dusche - nur zur Sicherheit versteht sich ;D
Alles fertig gemacht und schnell raus aus dem Raum.(Auch wenn mein Epoxid-Laminierharz kaum riecht)
Die Handschuhe natürlich gleich entsorgen.
lg Bogenfee
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Galighenna
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Galighenna »

Wenn es genauer interessiert, welche Handschuh-Materialien gegen welche Stoffe wie lange schützen, der kann sich den Wikipedia Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Einmalhandschuh durchlesen, und in den Quellen findet man z.B. diese Tabelle der FU Berlin Chemische Beständigkeitsliste von Handschuhen
Zur Allergiegefahr die von Latex- und anderen Handschuhen ausgeht gibt es hier noch ein PDF: BGW: Broschüre Achtung Allergiegefahr ebenfalls über den wiki Artikel zu finden.

Wie man sieht, gibt es keinen Handschuh der gegen alles mögliche einen exzellenten Schutz bietet. Man muss sich also an den Anforderungen orientieren.

Ich persönlich laminiere sehr selten. Ich weiß um die Gefahr die davon ausgeht, aber da es so selten vorkommt, reicht es mir, den Hautkontakt soweit es geht zu vermeiden, den Raum gut zu lüften und nicht all zu sehr mit dem Kleber rum zu sauen.
Wer hingegen viel laminiert, sowieso schon Allergien hat oder Anfällig für solche ist, oder sich einfach generell viele Sorgen macht, dem kann man natürlich nur wärmstens Empfehlen sich das mal durch zu lesen und ein wenig schlau zu machen.
Zuletzt geändert von Galighenna am 22.01.2013, 17:14, insgesamt 2-mal geändert.
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Bogenfee
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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen

Beitrag von Bogenfee »

Sowas in der Art:

http://www.ebay.de/itm/10-Nitrilhandsch ... 1c262cac21

lg Bogenfee
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