Bogenreit-Turnier an der Turmhügelburg Lütjenburg
12.-14. Juni 2009
Ich wohne ja selbst in Nord-Deutschland, aber Plön, Puttgarden, Malente und Lütjenburg: nie durchgefahren. Es musste also am Ende der Welt, sorry, ganz weit im Norden sein. Die Landschaft hinter Plön ist mosaikartig gestaltet mit Wiesen, Baumreihen, Hecken und Knicks und auch ziemlich wellig, herrlich grün und einsam. Gegen 18 Uhr 30 kam ich dann in Lütjenburg an der Turmhügelburg (ein Nachbau aus Vorlagen vom 13. Jahrhundert) an: Schönes Ambiente und eine wundervoller Zeltplatz für unsere durchgehend baumwollenen Zelte direkt hinter einem Teich gelegen.

Nachbau einer Turmhügelburg in Lütjenburg

Der Zeltplatz am Teich auf dem Burggelände
Das Wetter war noch windig, aber eine große Hecke schützte uns vor den Böen. Über 15 Reiter (mit Anhang ca. 20 Personen) in größtenteils zum Ambiente passender Gewandung hatten sich eingefunden.
Eine angenehme Überraschung erwartete die von der langen Autofahrt etwas müden Teilnehmer: Gastgeber Norbert hatte ein Abendessen organisiert und wir ließen uns den ausgezeichneten Eintopf (über dem Lagerfeuer nochmals warm gehalten) mit allerlei Beilagen schmecken. Wir saßen noch lange am Lagerfeuer und auch als ich längst im Zelt lag, hörte ich Klaus noch an der Klampfe melodische und sehr leise gehaltene Lieder anklingen, die mich sanft in den Schlaf wiegten.

Klaus an der Klampfe
Die Nacht war dann saukalt und ich fror trotz Daunenschlafsack. Am frühen Morgen stieg ich dann erst mal unter die ganz heiße Dusche (manchmal bin ich nicht nur Warm- sondern auch Heißduscher), um die eingefrorenen Knochen für den Wettkampf fit zu machen.
Der Tag begann sonnig, aber sehr windig. Nun, es hätte schlimmer kommen können, z.B. Wind mit Hagel oder Wind mit Regen. Jedenfalls starteten wir nach einem langen Frühstück mit dem Koreanischen Wettkampf (KW) "Single shot" und danach den "Double-shot".

Die Reiter treffen zum Wettkampf ein
Die aufwändig gestaltete Bahn (Sand-Kies-Gemisch auf Geotex mit Unterbau auf Schwingboden) ließ sich hervorragend reiten, nur der Wind war teilweise in Böen so heftig, dass auch den erfahrenen Bogenreitern manchesmal der Pfeil vom Bogen weggedrückt wurde. Daher gelangen beim Double-shot nur selten Treffer auf beide Scheiben (zum Reglement s. die homepage der Steppenreiter unter
http://www.diesteppenreiter.de/wettkampf.htm#korea). Jedenfalls fielen dennoch ein paar persönliche Rekorde, es gab Bahnrekorde und schöne Treffer. Gastgeber Norbert setzte einen sauberen Pfeil mitten in den Tigerkopf und erlangte nicht nur die volle Trefferpunktzahl, sondern mit einem schnellen Ritt noch Zusatzpunkte.

Norbert bei seinem genialen Treffer beim KW

Energiebündel Rena freut sich mitten im Galopp über einen gelungenen Schuss
Nach einer langen Pause für die Pferde gab es am Nachmittag für die Teilnehmer, die früher fahren mussten, den Ungarischen Wettkampf, der dann am Sonntag fortgesetzt wurde. An dieser Stelle nun meine persönlichen Erlebnisse: Norbert hatte mir den schwarzbraunen Wallach Velvet als Reitpferd vermittelt und nach einer längeren Einreitphase war für mich klar: Ein Klassepferd: durchgängig, verlässlich, kräftig und schnell. Schon beim KW konnte ich mich von seinen Qualitäten überzeugen, aber beim UW und dem teilweise sehr heftigen Wind gab es für mich nur eine Strategie: Laufenlassen so schnell wie möglich und nur einen einzigen Pfeil auf die mittlere Scheibe setzen. Zwischenzeitlich brach ich mit 8,9 sec meinen persönlichen Bahnrekord, allerdings ohne Treffer, sodass der Galopp nicht in die offizielle Wertung eingeht. Insgesamt erzielte ich jedoch einige Treffer und fand das alles nur noch saugeil. Als allerdings beim dritten Galopp am Ende der Bahn der rechte Steigbügelriemen riss, fand ich das als Reiter im leichten Sitz (also stehend) nicht mehr saugeil, sondern ziemlich eklig. Ich hab es im wahrsten Sinne des Wortes dann "ausgesessen" und Rena organisierte mir mitten im Wettkampf einen neuen Bügelriemen, sodass ich nahtlos weitermachen konnte.
Für die Kinder gab es zwei Veranstaltungen. Die erste fand am Nachmittag statt. Von einem Pferd an der Longe mussten sie auf ein Ziel schießen. Wer zugesehen hatte, wie Johannes die Pfeile aus allen Positionen (vorwärts, seitwärts und rückwärts ) auf der Scheibe platzierte, wird mir zustimmen: Der Knabe muss schleunigst seine Reitkenntnisse erweitern und auf die Bahn und am regulären Wettkampf teilnehmen. Aber Kompliment: auch die anderen Kinder machten ihre Sache gut und damit steht fest: Auch der hohe Norden hat seine Nachwuchs-Bogenreiter.

Kinderwettkampf
Die zweite Veranstaltung fand mitten in der Nacht statt, ich nenne es "Leuchtspur-Schießen". Mit Knicklichtern an den Pfeilen ging es auf die Jagd nach einer weit entfernt stehenden Laterne mittels steiler Schüsse in den Himmel. Wer letztendlich die Lampe erlegt hat, weiß ich nicht, denn ich hatte nicht teilgenommen und war schon selig entschlummert.
Als Prämiere wurde der Auftritt eines berittenen Bogenschützen auf einem Muli angekündigt, aber zwischenzeitlich wieder zurück genommen, da sich das Maultier verletzt hatte. Dennoch ein Novum: Bodo besuchte uns samt Maultier und demonstrierte immerhin einige Schüsse vom Muli, auch wenn er nicht am offiziellen Wettkampf teilnehmen konnte.

Bodo auf seinem Muli beim Partherschuss
Für mich endete der Wettkampf am Sonntag früh, während die anderen noch mit dem UW beschäftigt waren. Wie es weiterging, müssen andere schreiben. Norbert wird sicherlich auch noch die Ergebnisse der einzelnen Reiter kundgeben, da möchte ich nicht vorgreifen.
Mein Fazit: Eine rundum gelungene Veranstaltung, großes Kompliment an Gastgeber Norbert und alle Helfer. Ich bin unbedingt nächstes Jahr wieder dabei und das nicht nur wegen der tollen Duschen!