weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

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jerryhill
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weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von jerryhill »

Mir ist es nie gelungen, auf einen bereits geschossenen, voll durchgetrockneten Sehnenbelag ggf. partikular weitere Sehne aufzubringen, ohne dass sich diese wieder löste. Versucht habe ich alles, alte Sehne angerauht, angefeuchtet durch stundenlanges Auflegen eines feuchten Lappens, leichtes erwärmen mit dem Föhn unmittelbar vor dem Auflegen weiterer Sehne, Wicklung mit einem Gummiband auf Stoss zum Anpressen der neuen Sehne und nach Entfernung der Wicklung wochenlange Durchtrocknung. Hervorragenden Leim benutze ich auch, aber trotzdem löst sich die nachträglich aufgelegte Sehne immer wieder.
Kann mir vielleicht jemand einen Tip geben, was ich noch probieren könnte?

lg, jerryhill
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kra
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von kra »

Das wird jetzt aber knifflig - bei mir hat es immer ohne Probleme geklappt.

Ich schleife den Belag an (eventuelle Lackschichten sollen runter), trage eine oder mehrere SChichten dünnen Hautleim auf, belege mit Sehne, lass gelieren, wickle mit Felgenband unter sanfter Spannung, erwärme mit der Heißluftpistole bis überschüssiger Leim austritt, wieder gelieren lassen, Gummi vorsichtig abwickeln, nochmal mit dünnem Leim glattstreichen, trocknen lassen und Tillern/schießen.

Probleme hatte ich nur direkt auf Holz. Da löste sich manchmal der Belag, aber später nie.
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hsp
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von hsp »

Hallo,
ähnliches porblem hatte ich ach mal bei einem Versuch.
Die Lösung warum es bei KRA klappt und bei Dir nicht könnte daran liegen, dass Du nicht genug anschleifst (das war glaube ich mein Problem). Die Oberfläche des ersten Belags muß komplett bearbeitet sein, da sich hier eine Art Haut ausbildet (durch oxidation des alten Leims oder ähnlichem), mit der sich der neueleim nicht verbindet.

Gruß
Hubert
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Snake-Jo
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von Snake-Jo »

@jerry: Tja, das klingt seltsam. Bei mir war es ähnlich wie bei Kra: Noch nie Probleme. Nun, ich bin natürlich auch vorsichtig und rauhe immer sehr gut auf, z.B. mit einem Sticksägenblatt in Längsrichtung. Dadurch stellen sich sogar einzelne Fasern hoch, eine sehr gute Anbindung.
Danach pinsele ich alles mit heißem Wasser oder sehr dünnem heißen Hautleim ein und gehe auch mit der Heißluftpistole rüber, bis sich alter und neuer Leim verbinden/ anlösen. Danach erst die neuen Sehnenfasern aufbringen.
Das klappt auch problemlos nach 5 Jahren auf den alten Belag.

Viel Erfolg!
jerryhill
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von jerryhill »

Danke für die Antworten. Es kristallisiert sich ja heraus, dass ich wahrscheinlich gründlicher aufrauhen muss. Mit dem Stichsägeblatt wäre ich nicht gleich rangegangen, aber wenns schön macht, dann versuch ichs auch mal ;)
lg, jerryhill
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Granjow
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von Granjow »

Kleine Frage zwischendurch, wirklich Hautleim oder Knochenleim? Ist ja total verschieden in den Eigenschaften, wie ich gemerkt habe, wird aber oft als Synonym verwendet.

Granjow
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kra
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von kra »

Hautleim - Knochenleim wird zu spröde
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Snake-Jo
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von Snake-Jo »

jerryhill hat geschrieben: Mit dem Stichsägeblatt wäre ich nicht gleich rangegangen, aber wenns schön macht, dann versuch ichs auch mal ;)
lg, jerryhill
@Jerry: Nun, dann bist du der einzige, den ein Stichsägenblatt schön macht.  ;D  Andere sagen "aua", aber gut, versuchs, scheint ja nicht mehr schlimmer werden zu können.  ;D

Das Zeug heißt Hautleim oder auch Heißleim. Knochenleim gibt es meines Wissens nicht wirklich, auch wenn das synonym verwendet wird (hab ich auch schon so gelesen).  Hautleim wird tatsächlich aus Rohhaut- und Sehnenmaterial geköchelt.
jerryhill
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von jerryhill »

@granjow, es ist der beste Hautleim den ich kriegen konnte, sehr hell und stinkt gewaltig, beides Kriterien, die auf hohe Qualität schliessen lassen. Habe mal damit aufgeleimte Sehne von den Bogenenden abgefeilt-und geschabt, muss man aufpassen, dass es nicht das Osage mit runterreisst. Bei Nachleimungen innerhalb von zwei Wochen keine Probleme.
Ich arbeite seit Jahren mit Glutinleim und kenn mich da aus. Aber kann ja
keiner wissen :).

@jo, wusste nicht, dass es keinen wirklichen Knochenleim gibt, hatte andere Infos. Aber wie dem auch sei, wenn es welchen gäbe, dann ja nur, damit wir uns vor ihm hüten ;D
lg, jerryhill
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kra
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von kra »

@Jerry, "stinkt gewaltig" ist für mich ein Anzeichen, das der Leim verdorben ist. Guter, frischer Hautleim stinkt fast garnicht. Man kann ihn gut erkennen, wenn man ein Stück gelierten Hautleim in kaltes Wasser legt ist er auch nach Stunden nicht aufgeweicht oder aufgelöst, sondern liegt immer noch, evtl etwas größer geworden, als Stück im Wasser.

Riechen tut er erst, wenn er anfängt, zersetzt zu werden. Selbst beim Leimköcheln aus Rohhaut oder Sehnenresten riecht es zwar nicht gut, stinkt aber noch lange nicht. Halt nicht Küchentauglich, aber sonst ok.

Knochen werden als Ausgangsmaterial für die Gelatineherstellung auch heute noch verwendet. In einem älteren Buch (Greber, die tierischen Leime, 1950) wird sehr ausführlich auf die Leimherstellung aus Knochen (die noch einiges an Collagenen enthalten) eingegangen. Knochenleim ist durchaus eine eigenständige Leimsorte.
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Granjow
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von Granjow »

Interessant :)

Ich verwende Knochenleim sehr gerne für Pfeile. Ist hier viel praktischer als Hautleim, da er sich dünner auftragen lässt. Und da macht es auch nichts, wenn er etwas spröde ist.

@jerryhill Die Erfahrung mit «je heller, desto stärker» hat auch ein Autor der TBB gemacht, afaik sogar mit Tests belegt. Ob es aber wirklich an «hell» und nicht an «anderer Leim» (Fischleim, …) gelegen hat, weiss ich nicht.

Simon
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kra
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von kra »

Fischleim ist nochmal anders, da er bei normalen Temperaturen nicht geliert sondern durch trocknen abbindet.
Je nach der Tempertur bei der Herstellung wird der Hautleim heller oder dunkler.
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von jerryhill »

Nö, der Leim ist schon in Ordnung. Ist kein Verwesungsgeruch. Aber ich habe beim Belegen die Erfahrung gemacht, dass ein heller Leim, der -sagen wir mal u.a. stärker riecht ;) ;) - elastischer ist und besser klebt.

Nach meinen theoretischen Infos sind alle genannten Leime Glutinleime. Der Unterschied aber besteht in der Länge der Eiweissketten. Längere Ketten verbinden besser, Hautleim ist besser als Sehnenleim, der besser als Knochenleim und Fischleim. Die Länge der Ketten hängt halt von der Kochzeit bei der Gewinnung ab. Der erste abgeschöpfte Leim ist der beste, am ehesten an der Farbe zu erkennen. Ich wollte halt keine Grundsatzdiskussion lostreten, zumal meine Infos auch nur Theorie sind. Selber hergestellt habe ich nur mal Sehnenleim, den ich beim Schmieden neben der Esse in einem alten Topf köcheln liess. Aber den verwendete ich nicht für Sehnenbelag. Für die aufwendig vorzubereitende Arbeit war mir dass zu riskant, da ich nicht weiss, wie ich seine Eignung testen soll.

Der Leim wars nicht, es wird wohl unzulänglichem Aufrauhen gelegen haben, dafür sprechen die Symptome. Werde da meine Vorgehensweise ändern.
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Snake-Jo
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von Snake-Jo »

@kra: Danke für die Info, hast natürlich recht, was den Knochenleim betrifft. Wie so oft im Leben ist der Name irreführend, denn es sind ja die am und im Knochen enthaltenen Kollagene, die man verwendet.

@Jerry: Aufrauhen und Anlösen, das ist wohl offenbar  das Geheimnis!

@all: Für die Klebkraft entscheidend ist nicht die Farbe, sondern Art und Inhaltsstoffe des Glutinleims. Im Zweifelsfall Probeklebung machen: Zwei Leisten 40 x 20 x 400 mm über Kreuz verleimen und nach Trocknung versuchen, die Leisten wieder auseinander zu reißen. Viel Spaß!  ;)
jerryhill
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Re: weitere Sehne auf trockenen Sehnenbelag

Beitrag von jerryhill »

@jo, ich glaube in der TBB 1 stand ein Hinweis darauf, das der erstabgeschöpfte Leim heller ist. Natürlich entscheiden die Inhaltsstoffe. Wie gesagt, der Leim ist gut. Ich habe zur Gewichtseinsparung den Sehnenbelag von den Recurves eines älteren Bogens, den ich noch bis zu den Tips belegte, die, wie bei Anfängern häufig, eh dicker als nötig waren, entfernt und musste höllisch aufpassen, nicht Osagesplitter mit rauszureissen.

Was mich noch interessieren würde; weiss jemand, warum Leim aus Fischhaut, der ja auch ein Glutimleim ist, nicht geliert?

lg, jerryhill
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