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ich bin eine elende Mimose

Verfasst: 25.03.2004, 17:58
von Falk
@Nacanina
Ja das Leben ist hart und ungerecht und ich bin eine elende Mimose wenn es darum geht meine Selfbogen vor übermäßigem Wasserzutritt zu schützen. Darum muß ich auch immer mit Glas-LB zu Snake-Jo auf das Heideeulenturnier fahren, denn da braucht man gewöhnlich einen Taucheranzug! Frag ihn mal, wenn Du nicht selbst da warst :o
Ich mag sie nun einmal - die "natürliche" Oberflächenbehandlung - und richtig, es macht Spaß sie hin und wieder etwas aufzufrischen -
und dann bin ich vielleicht übervorsichtig was meine derart behandelten Bogen angeht. Eine Schicht moderner Lack kommt mir jedenfalls nicht drauf ...!

Auf oben genannten Turnier - vor drei Jahren glaube ich war das - war das Wetter noch schlimmer als sonst :o In meiner Gruppe war jemand mit Osage Selfbow (ich meine es war Frank Riedel?!) - jedenfalls schien weder Bogen noch Schütze sonderlich unter den Sturzfluten zu leiden. Dieser Bogen war geölt - ich habe extra danach gefragt damals. Es geht also schon irgendwie - zumindest bei Osage ...

Auch benutze ich Leinöl grundsätzlich sehr gern und oft - z.B. auch zum Gerben - ich mag auch den Geruch - mit Zedernholzöl oder Wacholderholzöl gemischt richt es noch viel besser - aber ich "tränke" aus oben angeführten Überlegungen heraus nicht meine Bogen damit ...

@Snake-Jo
Entschuldige bitte die kleine Stichelei - Du kannst ja nichts dafür ...!

Verfasst: 25.03.2004, 18:32
von Nacanina
@Falk
ist schon in Ordnung, wenn man sich um seinen Bogen Sorgen macht. Aber es gibt ja zum Glück viele Möglichkeiten, ihn traditionell zu schützen (z. B. Leinöl + Dammarfirnis, mein Favorit).
@Longbow-Alex
weiter im Osten wird Leinöl mit Quark gemischt zu Kartoffeln gegessen. Wenn man häufig mit Leinöl arbeitet glaubt man, es rieche gut. Gewöhnungssache.
Die Mischung mit nett riechenden Ölen muß wohl überlegt sein:
-Orangenterpene sind ja auch Lösungsmittel
-Nelkenöl ist ein sog. halbtrocknendes Öl und ebenfalls mit einer Lösungsmittekomponente. Es trocknet übrigens (bei guter Qualität!) in sehr dünner Schicht in ca. 40 Tagen. Langsam trocknendes Öl in Verbindung mit schnelltrocknendem Öl kann Risse verursachen, weil es durch die Trocknungsverzögerung zum Schwund in den festen Schichten kommen kann.
Außerdem: riecht das wirklich gut?
Also meins definitiv nicht!
Das habe ich immer benutzt, um saugende Insekten abzuschrecken, wenn ich in den Harzmooren arbeiten mußte. War effektiver als Autan.
-Zedernöl:
über das Trocknungsverhalten weiß ich nichts und würde es deshalb meiden.

sinnlos?

Verfasst: 26.03.2004, 03:10
von Archiv
@Longbow Alex

also eigentlich wollte ich dazu nichts mehr schreiben, aber ich kann es halt auch nicht lassen.

(Polemik on) Ich weiß: ein Furz von meinem Pferd ist genauso ein Gas wie militärisch eingesetztes Giftgas, Arnika D6 ist genauso Chemie wie Kortison, Kernspaltung letztlich auch nur ein physikalischer Vorgang.(Polemik off)

Du gehst nicht wirklich auf Unterschiede in der Gesundheitsgefährdung ein und nicht wirklich auf Unterschiede in der Umweltbelastung. Ich frage mich da traurig, ob Jahrzehnte Ökologiebewegung und Alternativmedizin so gar keine Spuren hinterlassen haben.
Was ist schlecht an Emotionen in einer Diskussion. Ich würde mal sagen über 50% eines guten Schusses bestehen aus der richtigen Einstellung dem richtigen Gefühl zum Bogen und zum Ziel und zum Schuss und höchstens die Hälfte sind Formeln und Technik.

Ich sagte ja bereits: ich liebe Gesinnungsgequatsche :bier :D

Wenn und aber...

Verfasst: 26.03.2004, 08:29
von Kyujin
Noch ein Klacks Senf (oder lieber: Wasabi) gefällig?

Die Diskussion über Vor- und Nachteile "natürlicher" (vielleicht besser "traditioneller") Werkstoffe und Oberflächebehandlungen hat offenbar mehrere Aspekte (die manchmal etwas durcheinandergehen):

Den anwendungsbezogenen: Was funktioniert am besten?

Den ästhetischen: Was gibt die schönste Oberfläche (oder riecht am besten)?

Den historischen: Was ist authentisch für die gewählte Epoche oder mindestens historisch plausibel?

Den ökologischen: Was ist am wenigsten umweltschädlich?

Den medizinischen: Was ist am wenigsten gesundheitsschädlich?

Und wie wir gesehen haben gibt es da keine ganz einfachen Antworten, vor allem nicht ein "Königspräparat", das für alle Anwendungen alle Forderungen erfüllt.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind doch (gerade im Zusammenhang mit den Debatten um Ökologie und Alternativmedizin) eine Reihe naiver Selbstverständlichkeiten auf den Prüfstand gekommen, und die scharfe Trennung in "natürlich" und "künstlich" (die ja selbst nur künstlich ist) gehört dazu - besonders in der Verbindung mit Werturteilen.

Im Prinzip ist alles im Bereich der menschlichen Kultur künstlich - Pfeil und Bogen sind geradezu Paradebeispiele für Kultur!

Wir wissen, dass einige der toxischsten Substanzen (z.B. Botulinustoxin) natürlich sind, und dass so leckere Dinge wie Nüsse und Erdbeeren lebensgefährlich sein können - Eibenholz ist bekanntermassen auch giftig. Das von vielen so gefürchtete Cortison produziert der Körper selbst, wenn nicht, hat man ein Problem. Und die Homöopathie (die ja gar keine "Naturmedizin" ist) verwendet eben auch sehr toxische Substanzen wie Phosphor und Quecksilber - nicht nur in Hochpotenz.

Es gibt natürlich einen emotionalen oder ideologischen Aspekt, der sich den anderen überlagert: Ich wollte einen (sehr sehr teuren) zeremoniellen Yumi dann auch mit echtem Urushi (Japanlack) lackiert haben - das benutzten nämlich die Japaner, um Bambusbögen wasserfest zu machen, als sie noch im Freien schossen. (Leider kann das Zeug im frischen Zustand heftige Hautreizungen verursachen.) Und das hat nicht bloss mit der historischen Authentizität zu tun - es gibt da einen Gefühlswert, der über rationale Urteile hinausgeht. Ein bisschen so wie bei einer mechanischen Automatikuhr, wenn ihr versteht was ich meine: Völlig sinnloser Aufwand - aber physikalisch-technisch eine unglaublich elegante Lösung. Bloss keinen Deut "natürlicher" als eine Quarzuhr mit quecksilberhaltiger Batterie.

Ich mag den Geruch von Leinöl, empfinde es (ganz naiv ;-) ) als "natürlich" und benutze es gerne für Trainingswaffen aus Eiche - aber ob es darum ideal geeignet für Holzbögen ist? Kai Neahnung. Warten wir doch die Experimente ab.

Bild

Verfasst: 26.03.2004, 18:29
von Nacanina
endlich auch einer, der Leinölgeruch mag.
Ich dachte schon, ich wäre falsch verdrahtet.:D
AT:
die "nur" Homöopathen, also, die ausschließlich Homöopathie betreiben, meiden bei giftigen Stoffen aber schon die Niedrigpotenzen.
Aber, Homöopathie-Paradox: die Wirkung wird durch stärkere Verünnung verstärkt!

Fehlschlag

Verfasst: 07.04.2004, 15:00
von Longbow Alex
Das Leinöl auf Pfeilschaft Experiment ist leider fehlgeschlagen, es ist im Schnitt nicht erkennbar wo die Kiefer getränkt ist und wo nicht. Der Farbunterschied ist einfach zu gering. Wiederholung erfolgt mit Ulme.

Bild

und dann machs'te auch..

Verfasst: 07.04.2004, 15:53
von Ravenheart
...ein paar Tropfen Rote-Beete-Saft rein!
(Natürlich nur aus ökologischem Anbau, versteht sich...)

P.S.: Ich würde als Holz auch parallel Zeder nehmen; vermute, da geht es tiefer rein!

Rabe