Ach Scheißdreck, jetzt schreib' ich da 'nen ellenlangen Text, muss mich neu einloggen und überschreib' das Ganze in der Zwischenablage prompt mit was anderem, ich Depp.
Naja, ich will nochmal die Kurzfassung versuchen:
Ich kenn' die ganzen Videos auch, ich schmöker' immer wieder mal die Kriegsbognervideos auf Youtube durch, irgendwann kennt man sie alle.
An jene hier, die Joe Gibbs nicht kennen und der Stärke seines Bogens zweifelnd gegenüber stehen – Vorsicht, ihr täuscht euch. Der gute Mann ist in England tatsächlich eine Berühmtheit unter den Kriegsbognern. Er ist ein enorm starker Schütze, defacto sogar stärker als Mark Stretton, und ich habe in englischen Foren jetzt schon mehrfach die Meinung von führenden Köpfen gelesen, dass er (Gibbs) in der Lage wäre, Strettons Weldrekord von 200# zu schlagen, er hat auch schon 'nen Bogen dieser Stärke gezogen. Gibbs legt allerdings nach allem, was man so hört, kaum Wert auf publicity und hat auch schon mehrfach bestätigt, dass er den Weltrekord nicht anzufechten gedenkt (er und Mark Stretton sind gute Freunde).
Übrigens, der Channelbetreiber auf Youtube ist wieder ein anderer Kerl, warum sollte der die Zuggewichtsangaben türken?
mbf hat geschrieben:
An dieser Stelle sei auch an "Toxophilus" von Roger Asham erinnert, geschrieben immerhin 1544. Hier ein paar von Asham angeführte Schießfehler, die sich im o.g. Video wiederfinden (Übersetzung von Wiethase):
"Wieder andere bewegen in einem fort ihre Hand auf und ab, dass keiner weiß wohin er schießen will..."
"Und ein anderer veranstaltet einen derartigen Kampf mit seiner Ausrüstung, als würde er nie im Leben zu einem Schuss kommen"
"Manchen richten ihren Pfeil zum Boden, und ziehen ihn dann nach oben. Ein anderer deutet nach oben in den Himmel und bringt ihn dann nach unten."
"Ein anderer wirft seinen Arm nach dem Abschuss zurück und ein anderer schwingt seinen Bogen um sich herum, wie ein Mann mit einem Pfeil, der sich auf einem Tournierplatz Raum verschaffen will."
Den finde ich besonders schön:
"Ein anderer kauert sich nieder und streckt seinen Hintern hinaus, als wollte er nach Krähen schießen"
Soviel zum "traditionellen Kackstil".

Ganz ehrlich, es ist alles wahr, du musst dir nur mal die ganzen Videos auf Youtube reinpfeiffen, man findet jeden einzelnen dieser Stile irgendwo, ich kann es bezeugen, ich habe
alle der von Ascham aufgelisteten schon gesehen, auf seine Berichte ist Verlass, selbst in Bezug auf heute. Für das Schießen mit schweren Kriegsbögen muss nun mal mehr oder weniger der ganze Körper eingesetzt werden, und es gibt keine wirklich 100%igen Richtlinien, die Ausarbeitung der Technik bei dieser Art des Schießens ist sehr individuell, und deswegen entwickelt sich sowas von selbst, und daher kan man das nicht durchgängig als fehlerhaft bezeichnen.
Manche Leute hampeln beim Schuss furchtbar rum, andere fast gar nicht. Ich z.B. habe mit meinem Kriegsbogen nicht so extreme Hampeleinlagen, bin bisher aber auch "nur" mit 96#, ab nächster Woche dann mit Blacky’s göttlichem Farvadin, 115#, unterwegs.
@Rest:
Es könnte z.B. sein, dass zwei Männer einen 100#er gleich gut beherrschen, es aber bei dem einen viel härter ausschaut, weil seine Technik den Eindruck erweckt, das ist dann meist aber ein Trugschluss. Ich finde, man braucht nur dann einen schwächeren Bogen (bzw. mehr Training mit dem starken), wenn die Technik furchtbar ausschaut UND die Kontrolle gen null geht, aber auch nur dann. Aber die Definition von "Bogen unter Kontrolle" ist hier sowieso ein zweischneidiges Schwert, denn man kann bei Männern mit starken Kriegsbögen sowieso nicht mit feinsten Präzisionschüsslein rechnen – darum geht es dabei schlichtweg nicht.
Bei Joe Gibbs‘ Haltung in diesem Video mit dem 190#iger schaut die Haltung schon recht schief und ungesund aus, aber ich glaube nicht, dass das daran liegt, dass er die Kraft nicht bewältigen kann, sondern dass ihm die gewaltige "body compression" des Monsters schlichtweg die Haltung zusammenquetscht. Das ist bei so einem Gewicht (wie gesagt, 190# ist schon extrem abnormal) auch fast nicht zu vermeiden, außer man ist ein richtiger Bulle.
Ich finde die üblichen Gesundheitsbedenken ab einem gewissen Punkt überflüssig, denn die Leute müssen ja selber wissen, was sie machen. Mir jagt das jedenfalls gewaltigen Respekt ein, auch wenn das in meinen Augen kein Kriegsbogen mehr sondern nur noch ein enormer Kraftprügel ist. Kriegsbögen sind meiner Meinung nach im Bereich von 80-160#, absolutes Maximum ca. 180# (siehe Mary Rose) noch als authentisch im Zuggewicht zu bezeichnen, und darum geht es mir sowie vielen anderen Schützen in dieser Kategorie dabei, aber manche Leute wollen eben noch mehr.
Ganz ehrlich, wenn ich wüsste, dass ich sowas könnte, dann würde ich das auch ausprobieren – es geht dabei schlichtweg darum, die Grenzen des Möglichen auszuloten (denn das tut der Mensch in fast allen Lebensbereichen, die sich ihm erschließen), nicht darum, regelmäßig und konstant damit zu schießen.
Ich stehe übrigens seit 'ner Weile in Kontakt mit dem Amerikaner Marlon Torres, der auch einer der stärksten Bogenschützen weltweit ist. Er hat mir nach meiner viermonatigen Zwangspause im schweren Schießen (musste ja wegen dem unerwarteten Bogenbruch meines damaligen 92#igers 'ne Weile lang auf meine alten, leichteren Holzbögen zurückgreifen) sehr beim Wiederaufbau geholfen, indem er mir viele Tipps zum Muskeltraining gegeben hat. Der ist echt ein Fachmann, und ein total netter Kerl noch dazu.
Ein Mal habe ich ein Video von Marlon gesehen, wo er einen Hickorybogen mit unfassbaren 225#@36“ (was natürlich in der Auszugslänge unmöglich ist, aber der Bogenbauer konnte es nicht schwerer machen

) bis auf so um die 31“ gezogen hat.
P.S.:
Übrigens, es gab mal so einen selbstverliebten amerikanischen Spinner namens Den Erikson, der im Netz damit prahlte, der stärkste Bogenschütze der Welt zu sein und regelmäßig mit 280# zu schießen, früher auch noch martial arts und Extremgewichtheben trainiert zu haben und mit 11 Jahren schon so muskelbepackt wie ein Gorilla gewesen zu sein. Dementsprechend forderte er „seinen rechtmäßigen“ Titel ein, da Mark Stretton diesen nicht verdient hätte und nur der zweite Platz sei

.
Nach den ganzen strammen Behauptungen wurde er mehrmals um Beweise gebeten und herausgefordert, sich zu zeigen, aber er wiederholte sein Gelaber nur und schickte irgendwann ein Bild.
Und was war drauf? Irgendein fetter Kerl mit 'nem leichten Pipifaxbogen mit Auszug zur Nasenspitze, noch dazu so fotographiert, dass man kaum was von ihm und dem Bogen erkennen kann.
Hier übrigens seine "hochprofessionelle" Website:
http://varbogen.tripod.com/index.html

War natürlich ein Hochstapler, auch wenn’s nie vollständig bewiesen wurde. Aber da sieht man mal, dass der zu übertriebene Zuggewichtswahn auch geistig verwirrte Gestalten auf den Plan ruft… aber schon 'ne Lachnummer.
So, jetzt hau‘ ich mich aber mal auf’s Ohr.