Hallo zusammen,
es ist schon erstaunlich, wie lange sich ein solcher Thread in einem Bogenbauerforum hält, ohne das ein akutes Bogenbauerthema behandelt wird

Für mich zeigt das deutlich, welche emotionale Rolle der Wolf in der Gesellschaft spielt. Preisfrage: Warum eigentlich? Der ist ein stinknormales Wildtier wie Mäusebussard, Wühlmaus, Stechmücke und Wildschweine auch. Er lebt halt hier und hat bestimmte Ansprüche an seine Umwelt. Sind die einigermassen erfüllt, dann wird er (gut) leben und sich gegebenenfalls vermehren. Das scheint zur Zeit der Fall zu sein (zur Zeit heisst seit mittlerweile über 15 Jahren, und ohne einen einzigen für Menschen gefährlichen Zwischenfall übrigens! Auf Seiten des Wolfs sieht das leider anders aus: illegale Abschüsse und etliche überfahrene Tiere).
Was mich aber immer besonders erstaunt und auch verärgert ist die völlige Ignoranz wissenschaftlicher Fakten oder (schlimmer) die absichtliche Verdrehung der selbigen bzw. je nach Intention das Weglassen von Informationen.
Gerne wird das Argument gebraucht, es gebe "zu viele Wölfe" oder "Sie würden das ganze Wild wegfressen und damit das Ökosystem gefährden."
Noch NIE (den Menschn mal ausgenommen) hat es ein Beutegreifer in ausreichend großen Gebieten geschafft, seine Beute auszurotten oder an eine kritische Bestandsgrenze zu bringen. Warum? Weil er dann selber verhungert! Ja, darüber wird der Wolf nicht "nachdenken", aber wenn es weniger Beute gibt wird die zurückzulegende Distanz für die Jagd größer (=mehr Energieverbrauch), und damit steigt die Territoriengröße (= weniger Wölfe pro Fläche, s. oben "Bestandsdichte"), und den "Nachbarrevieren geht´s ja genauso. Ergo: Die Ernährung der Jungtiere wird deutlich schwerer, es überleben erheblich weniger, in kniffligen Zeiten (z.B. Winter) verhungern mehr Wölfe. Ganz theoretisch wiurd das in der Schule schon unter dem Stichwort Lotka-Volterra-Regeln behandelt. Prinzipiell greift das aber in jedem konkreten Fall auch. Praktisch kann man das an allen Beutegreifern in Afrika beobachten (da gibt´s tolle Daten), aber auch hierzulande korellieren Mäusebussard- und Schleiereulenbestände immer hübsch der Mäusedichte nachfolgend.
Wölfe sind überaus anpassungsfähig. Wenn sich ihnen also die Gelegenheit bietet, "leichtere" Beute zu machen, werden sie sie
auch (aber nicht ausschließlich!) nutzen (z.B. eingezäunte Schafe, Damwild etc.). Ist schonmal irgendjemand aufgefallen, dass die Wölfe nicht alle zwei Tage das gleiche Gatter überfallen und auch die Restbestände der Schafherde auffressen? Komisch, oder? Wölfe "wandern" durch ihr Revier, da sich "normale Beute" mit ihren Schlaf-, Ruhe-, Nahrungsbewegungen auf die Beutegreifer auch einstellen. Wölfe wissen das instinktiv, daher "lohnt" sich die täglich Jagd am gleichen Standort nicht. Sie wandern also herum, womit die Schafe zwar nicht sicher sind, aber auch nicht besonders prädestiniert als Lebensmitteldiscount für Wölfe dienen.
Da vor allem Jungwölfe (Jährlinge) neugierig sind und die Sicherheit des Familienverbandes verlassen, kommt es sicher vor, dass die auch in der Nähe von Siedlungen herumlaufen (hat mal jemand versucht, 30 km durch Europa zu wandern, OHNE näher als 3 km an einer bewohnten Stelle vorbeizukommen??? Im-Kreis-Laufen ausgeschlossen

).
Wo ist das Problem?
Respekt vor dem Wolf, ja. Den habe ich aber auch vor Hornissen, Wildschweinen, Autos und Fussballfans.
Angst habe ich vor allen nicht (am ehesten noch vor den Fussballfans, je nach Ergebnis). Wir (Europäer) müssen einfach lernen, dass der Wolf halt da ist und wie man mit ihm umgeht (wenn man mal das seltene Glück hat ihn zu sehen). Wir haben unseren Platz, der Wolf hat seinen. Überschneidungen gibt´s, und dazu ist hier schon viel geschrieben worden: Normalerweise geht man sich aus dem Weg (der Wolf versteht das besser und geht meist eher).
Bendeigid, mal wieder zu viel geschrieben habend.