Na, dann schließe ich mich doch gleich mal an. Bloß – mit was anfangen? Vielleicht eine kleine Vorstellrunde.
Hallo – ich bin Nadine, und ich mache erst seit kurzem Kyudo. Wie ich dazu gekommen bin – dazu muß ich etwas ausholen:
Ich habe mir letztes Jahr in einer total blöden Kurzschlußaktion einen ungarischen Reiterbogen auf einem Mittelaltermarkt gekauft, ohne überhaupt eine Ahnung vom Bogenschießen zu haben – außer, daß ich es toll finde. So etwas würde ich heute nicht mehr machen, und auch jedem davon abraten. Was daran gut war, ist, daß es mich schlußendlich dazu gebracht hat, mich mehr fürs Bogenschießen zu interessieren.
Nachdem ich dann über das Jahr eher selten mit dem Bogen geschossen habe, habe ich dann bei einer Schießsession mit meiner Cousine, die ebenfalls Reiterbogen schießt, gemerkt, daß ich Rückenschmerzen kriege. Ich habe mich dann bei meiner Hausärztin grundsätzlich mal darüber erkundigt, ob sie das für risikoreich hält. Nun ist es so, daß sie sich generell fürs Fernöstliche interessiert, macht auch Akupunktur etc. Sie hat mir dann vorgeschlagen, es doch mal mit Kyudo zu versuchen. Gut, sie hatte halt dieses Klischee im Kopf, daß Kyudo Zen-Meditation mit Bogenschießen ist – was es nicht ist –, aber ich habe mich dann abends bei
Wikipedia in das Thema reingeschmökert. Und fand das, was ich da las, sehr interessant. Mir wurde bei der Lektüre auch gleich der Zahn gezogen mit der Zen-Meditation, worüber ich echt froh bin, weil dann das ganze Thema nicht so esoterisch überfrachtet ist.
Ich schaute dann, wo in
Hessen man Kyudo schießen kann, und fand heraus, daß Offenbach von den Trainingszeiten her wunderbar zu meiner Vorstellung paßte (ich bin Grafik-Designerin und sitze daher meist unter der Woche abends ein wenig länger auf der Arbeit). Zufälligerweise war dann auch gleich ein Einführungstraining, zu dem ich mich angemeldet habe.
Ich bin jetzt also, ganz Grashüpfer, seit sechs Wochen mit dabei, und es macht mir riesigen Spaß. Nicht nur, daß ich finde, daß das japanische Bogenschießen eine ergonomischere Schießweise darstellt als das "normale", westliche Bogenschießen, weil dabei beide Arme gleichermaßen arbeiten und belastet werden, auch das ganze Drumherum gefällt mir sehr gut – die traditionelle Kleidung, die festgelegte Bewegungsabfolge. Die Kyudoabteilung in Offenbach ist relativ klein, es sind ca. 10-15 Mitglieder, aber die Atmosphäre ist sehr angenehm. Da beim Kyudo unglaublich viel von der richtigen Schießtechnik abhängt, wird man gerade am Anfang sehr gut betreut – ich habe eigentlich immer jemanden zur Seite, der mir direktes Feedback gibt, ob und was ich gerade falsch mache, und auf was ich achten muß. Das finde ich klasse. Als ich noch mit meinem Reiterbogen auf der Suche nach einem Verein war, ist mir aufgefallen, daß es in der Mehrheit nur Vereine für "normale" Sportbogenschützen gibt, und kaum Leute, die einem das traditionelle Bogenschießen beibringen können. Das hielt ich für bedenklich, da es doch vorwiegend in den Vereinen darum geht, daß die Mitglieder ihre Pfeile schießen, und daß man trifft, und kaum darauf geachtet wird, ob jemand die richtige Haltung oder Technik hat. Man bekommt lange nicht so viel Feedback, ob man etwas falsch macht – es schaut nicht so oft jemand nach den Anfängern.
Ich würde auch – wovon ich durchaus schon gehört habe – niemandem raten, Kyudo rein aus Büchern zu erlernen. Man kann einfach zu viel falsch machen, und gerade weil sich die Schießtechnik so wesentlich von der westlichen unterscheidet, braucht es einfach das persönliche Feedback von Lehrern, die sich damit auskennen, um die richtige Technik zu erlernen.
Den Reiterbogen habe ich mittlerweile jedenfalls verkauft. Ich würde mir auch als Anfänger im ersten Jahr keinen eigenen Bogen mehr kaufen – gerade bei einteiligen Bögen, deren Wurfarme man nicht wechseln kann wie bei einem modernen Sportbogen, macht das keinen Sinn, da sich die Muskulatur bei regelmäßigem Training ausbildet und man nach einem Jahr ein ganz anderes Gewicht zieht als am Anfang.
Soweit von mir...
Viele Grüße
Nadine
Next mood swing: Five minutes.