So, dann wollen wir mal. Hier ist also der derzeitige Stand meines zweiten Robinien-Versuchs. Gleich vorab: Ich bin mit meinem Werk überhaupt nicht zufrieden. Warum, seht Ihr hier:
Ein Wurfarm ist für mein Auge recht ordentlich geworden, der andere so gar nicht. Ursprünglich hatte ich mir vorgestellt, dass der Wurfarm, der jetzt wie ein Bogenbruch aussieht, oberer Wurfarm werden sollte, weil ich die zwei Äste im oberen Wurfarmbereich (nicht abgebildet) cool fand. Nun ja, hier geht es um den Tiller, aber seht selbst.
Ungespannt; Problem-Wurfarm links
Standhöhe
"Vollauszug" (26")
Das Ganze von der anderen Seite:
Wie man sieht, ist in Griffnähe ein ziemlicher Knick. Ich denke, dass ich das einem kräftigen Knast im Holz (siehe folgendes Bild) zu verdanken habe.
Mit dieser Problemstelle bin ich offenbar nicht zurecht gekommen. Ich habe sie quasi mitgeschleppt und habe anfänglich entsprechend Holz stehen lassen. Beim Tillern habe ich allerdings anfangs ewig keine Biegung in die Stelle bekommen. Also bin ich kräftig mit der Ziehklinge über die Stelle gegangen und - zack - hatte ich diesen üblen Knick im Wurfarm.
Nun, überhaupt war ich beim Tillern wohl etwas ungeduldig. Natürlich habe ich gewusst, dass insbesondere bei fortgeschrittener Arbeit die Ziehklinge massive Auswirkungen auf das Zuggewicht haben kann. Und trotzdem bin ich in die Falle gerannt: 80 -> 65 -> 50 -> 35#. Nun liegt der Bogen also bei 35#@26". Das ist für sich gesehen nicht so tragisch, weil ich sowieso einen leichten Bogen für Anfänger haben möchte und mit einem moderaten Gewicht meine linke Körperhälfte trainieren möchte. Außerdem habe ich nach ein paar ersten Probeschüssen den Eindruck, dass der Bogen besser schießt als ich zu hoffen gewagt habe. Nur der Wurfarm und die Symmetrie des Bogens - das sieht einfach sch... aus. Mein Bogen-Mentor Dirk Rößner vom Artchers Land in Dedelstorf kriegt die Krise, wenn er das sieht.
Jetzt habe ich folgende Optionen:
- Ich lasse ihn so wie er ist. Funktional scheint er zu sein, ich denke sogar, dass er mit dem leichten Zuggewicht halbwegs sicher sein dürfte. In dem Fall würde ich den Griff noch bearbeiten, den Bogen schleifen und ihm ein Leinöl-Finish verpassen. Damit hätte ich einen Bogen, der grundsätzlich schießt und ein würdiger Vertreter für mein Kuriositätenkabinett ist. (Während ich diesen Beitrag schreibe, neige ich zu dieser Option.)
- Nachbars Tipp: Den Knick mit Wärmebehandlung (Dämpfen oder Heißluftpistole) herausbiegen. Mein Nachbar meint, dass das die Wurfarme ausgleichen würde und sich das Zuggewicht damit wieder erhöhen würde. Hier habe ich aber Bedenken, dass die Wärmebehandlung das Holz in einer Art schwächt, dass sich die Bruchgefahr am Knick erhöht.
- Die Knickstelle am Bauch durch eine Konstruktion aus davorgeklebtem Holz, Epoxid-Harz und einer Wicklung um den Wurfarm verstärken. Aber: Macht das überhaupt Sinn? Irgendwie habe ich da schon intuitiv arge Zweifel.
- Bogenbauch tempern in Verbindung mit den Optionen 1 und 2. Das bringt ein wenig Zuggewicht. Die Frage wäre hier, welchen Bockmist ich dabei noch bauen kann.

Jede Wette, dass heute abend ein paar Bogenbauer mit gesträubten Haaren vor dem Rechner sitzen. Nun bin ich gespannt auf Eure Kommentare und wünsche Euch viel Vergnügen.
LG
Ralf
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.