Bogendesign und Tillerbild gesucht

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grünistdiehoffnung
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Bogendesign und Tillerbild gesucht

Beitrag von grünistdiehoffnung »

Hallo! Ich bin mit meinen letzten Bogen sehr zufrieden. Er schießt ruhig und mit dem Zuggewicht von 36# bei 28''.
Er hat das Design eines einfachen Flachbogens dessen Wurfarme sich gleichmäßig verjüngen.

Nun möchte ich einen neuen Bogen bauen der vielleicht 40# bei 28'' hat. Mehr als 40# möchte ich ersteinmal nicht. Der Griff soll etwa 15-16cm haben.
Der Bogen soll nun aber mal schneller werfen als der andere! Ich habe jetzt schon mehrere Bücher zum Thema Bogenbau einverleibt und natürlich auch hier massig gelesen.
Die Literatur war unter anderem:
Das Bogenbauer-Buch
Der gebogene Stock
Die Bibel des traditionellen Bogenbaus 3

Jetzt weiß ich zwar massig über die verschiedenen Bögen in den unterschiedlichen Kulturen und auch wie ich diese am besten baue. Wo ich jetzt noch nicht so richtig durchgstiegen bin ist welches Bogendesign welches Tillerprofil braucht um einen schnell werfenden Bogen hervorzubringen. Der Handschock sollte aber nicht extrem groß werden.

Der Rohling sieht folgendermßen aus:
Esche etwa 170cm lang, etwa 6cm breit und Jahresringe von 3mm.
Der Rohling ist zur Zeit so gebogen (Morgen gibts auch ein richtiges Bild):
Bogenrohling.png
Bogenrohling.png (2.73 KiB) 1366 mal betrachtet
Ich hatte jetzt als mögliche Bogen habe ich den Holmegaard und den Meare Heath bisher herausgesucht.
Tillerprofile sind mir dabei aber noch ein Rätsel.
Werkzeugtechnisch und Handwerklich bin ich schon ganz gut gestellt. Mit dem Dämpfen von Recurves habe ich auch schon experimentiert.

Jetzt hoffe ich mal das ihr mir ein paar Vorschläge machen könnt was ich am besten daraus mache.

Gruß Stephan
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Mecks
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Re: Bogendesign und Tillerbild gesucht

Beitrag von Mecks »

Versuch dochmal die Enden zu phlippen. Das könnte dem Bogen noch etwas an Geschwindigkeit bringen. Ausserdem würde es vieleicht die Spannung des Bogens beim aufspannen verbessern.
Vom Model des Meare Heath Bogens würde ich absehen. Und wenn ich mich nicht irre was natürlich möglich ist denke ich an ein elypsenförmigen Tiller.
Auf jedenfall wünsche ich dir viel Spass beim bauen ich bin Gespannt was daraus wird.
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Galighenna
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Re: Bogendesign und Tillerbild gesucht

Beitrag von Galighenna »

Hmm schneller werfen... hmmm
Ja, das ist nicht ganz so einfach. Die Frage ist, was heißt schneller? Hast du konkrete Messdaten, an denen du beurteilen kannst ob dein bisheriger Bogen langsam, durchschnittlich oder eh schon flott ist?

Die Geschwindigkeit eines Bogens hängt nämlich von einer ganzen Armada an Variablen ab, nicht allein vom Design. Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei die Qualität und die Feuchte des Holzes. Hinzu kommt, das du genau das richtige Design mit dem richtigen Verhältnis aus Länge und Breite, so wie dem Breitenverlauf (Breitentaper) brauchst um das beste was geht, aus dem Bogen heraus zu holen.
Das Ding ist: Ein Patent-Rezept gibt es dafür nicht. Wenn das Holz es nicht hergibt, kann selbst ein perfektes Design trotzdem nur durchschnittlich werfen.
Für Esche ist 170cm für 28" Auszug schonmal eine gute Länge, die fällt genau in das richtige Leistungsfenster. Außerdem ist der Bogen leicht reflex wie es scheint. Ich hoffe das im Original der Reflex auch schön gleichmäßig ist.

Die Enden zu flippen bringt nicht zwangsläufig mehr Geschwindigkeit, denn eigentlich ändert sich erstmal nur der Winkel in dem die Sehne an den Wurfarm angreift. Wenn das Holz es zulässt (und Esche ist eigentlich selten das Holz für sowas) kann man dadurch den Bogen deutlich kürzer bauen. Das erhöht die Energie die pro Holzmenge gespeichert wird und kann dann dafür sorgen das der Bogen schneller wirft als ein längerer. Das Holz muss dies aber auch vertragen. Wenn man das Holz durch sowas zu stark belastet, mag es vll noch keine Stauchbrüche geben, oder einen Bogenbruch, dennoch wird der Wirkungsgrad schlechter, weil das Holz zu viel arbeiten muss und die inneren Verluste steigen.

Für Esche lautet mein Fazit: Mach den Bogen 170cm lang, 45mm breit am Fadeout und lasse ihn bis zu Hälfte des Wurfarms auf 35mm zulaufen. Von dort aus gehst du dann direkt Pyramidal auf ca 10mm breite Tips. Der Griff mit 15cm enthält schon die Fadouts? Ansonsten, wenn du keine riesen Hände hast reichen eigentlich 12cm so gut wie immer. Zeichne die Geometrische Bogenmitte an, nimm den Rohling so das die Mitte genau dort liegt wo in deiner Hand der Druckpunkt sein soll und dann machst du mit Bleistift ober- und unterhalb deiner Hand nen Strich. Fertig ist der Griff. 5-7cm lange Fades dazu zeichnen und gut ist. Der Rest ist Wurfarm.

Viel kannst du dadurch erreichen das der Bogen einen sauberen und genau passenden Tiller hat. Die Biegung sollte sich gleichmäßig verteilen, und dabei einen leichten Biegungs-Schwerpunkt zwischen der Bogenmitte und dem ersten Drittel in Griffnähe haben. Das bedeutet er sollte sich in dem Bereich ganz minimal stärker biegen, und die Biegung sollte von dort zum Griff und zu den Tips leicht abnehmen.
Je besser die Biegung sich verteilt und je besser du tillerst desto besser wird der Bogen später werfen.

Die Holzfeuchte ist ein weiterer wichtiger Faktor für die Wurfleistung. Esche sollte auf keinen Fall zu feucht sein. Dann ist sie lahm udn bekommt Set, hält aber viel aus. Für schnelle Bögen bietet sich eine Feuchte von unter 10% an, aber sie sollte 7% nicht unterschreiten sonst steigt die kracks-Gefahr exorbitant stark an. Das hängt aber auch davon ab wie zäh dein Holz ist.

Nicht zuletzt würde ich dann noch eine Sehne aus möglichst steifem Sehnengarn, wie z.B. Fastflight machen, das eine möglichst geringe Dehnung hat. Die Zahl der Stränge sollte nicht zu großzügig sein, 10 Strang reicht locker bis über 50#. Die Mittelwicklung sollte so kurz wie möglich und aus möglichst leichtem Garn sein damit der schnellste Teil der Sehne nicht unnötig schwer ist. Nockpunkt kann man aus weißem Nähgarn machen.

Die Pfeile dürfen dann ein Gewicht von 7,5-8gpp (Grain per Pound) haben, damit sie schön leicht und damit flott aus dem Bogen kommen.

Ich denke auf die Art könnte dir ein schneller Bogen gelingen, wenn dein Holz und dein Tiller gut ist.
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Re: Bogendesign und Tillerbild gesucht

Beitrag von grünistdiehoffnung »

Vielen Dank für diese ganzen Infos Galighenna!
Hier sind ersteinmal die Bilder wie versprochen:
Kopie von P1010170.JPG
Die Krümmung ist nicht ganz so wie ich es gestern Abend gezeigt habe. Der Rohling ist bei meinen Eltern getrocknet daher auch erst heute das Bild. Ich habe jetzt angefangen grob die Form eines Meare Heath Bogens herauszuarbeiten. Habe das Ganze jetzt aber noch sehr grob gehalten, so kann ich noch immer einen normalen Flachbogen bauen. Ich konnte nur heute ein wenig daran arbeiten. Da ich erst in etwa 2 Wochen weitermachen kann hat das Holz auch noch mehr Zeit zum trocknen. Allerdings ist er schon meiner Meinung nach ganz durchgetrocknet. Das hab ich beim arbeiten mit dem Ziehmesser gemerkt. Fühlt sich auch trocken an. Der Bogen ist jetz insgesammt 168cm lang.
Kopie von P1010171.JPG
Also die Messwerte über die Geschwindigkeit habe ich nicht. Aber wenn ich mir diverse Videos von anderen Eschenbögen bei einem ähnlichen Zuggewicht angucke sind die wesentlich flotter. Der Set bei meinem jetzigen Bogen ist etwa 1 Zoll.
Ich habe mal mit Carbonpfeilen geschossen die nur 17 Gramm wiegen. Die gehen dann auch richtig ab. Aber ich würde ein vergleichbares Ergebnis auch gerne mit 28-30 Gramm schweren Pfeilen haben da ich Holzpfeile verwende.
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Galighenna
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Re: Bogendesign und Tillerbild gesucht

Beitrag von Galighenna »

Hmm Bau doch mal passende Pfeile für deinen 36#er. Die jetzigen mit 28g sind nämlich ziiiemlich schwer. Die wiegen 431-462gr und damit 12-13gpp. Das ist echt viel und damit ist es kein Wunder das dein "alter" Bogen langsamer wirft als andere Bögen aus Videos.

Bau mal Pfeile mit etwa 18-19g Gesamtgewicht, dann sollte dein Bogen deutlich schneller werfen, das entspräche dann 8-9gpp. Das ist auch mit Holzpfeilen durchaus machbar.
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grünistdiehoffnung
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Re: Bogendesign und Tillerbild gesucht

Beitrag von grünistdiehoffnung »

Ok das erklärt einiges. Ich werde mich also gedulden müssen bis ich einen 50# Bogen schießen kann, damit ich dann auch höhere Pfeilgewichte schießen kann. Wären ja dann 25 bis 26 Gramm.
Ich werde mir jetzt ersteinmal eine Feinwaage zulegen damit ich beim Pfeilbau das genauer kontrollieren kann als mit der Küchenwaage mit einem 3kg Messbereich und Grammeinteilung.

Noch einmal zurück zum Rohling. Wäre das Design dann eher zweitrangig, da das Zuggewicht und kleines Set vorrangig sind was die Beschleundigung bei dem jeweiligen Pfeilgewicht angeht?

Als Anfänger muss man wirklich ersteinmal ausprobieren bis man begreift das die Pfeilabstimmung ja schon fast viel wichtiger ist als der Bogen.

Gruß Stephan
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