Vom Schilfrohr zum Pfeil

Alles zum Thema Pfeilbau.
Ferox
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Ferox »

Naja doch schon... aber mit Hilfe eines Befiederungsgerätes und Uhu-Hart (das Zeug ist einfach nur geil :D) ...
Für Übermorgen bin ich für die Gauditi Bavarii (Söldnertruppe) der Pilemaker (deshalb auch mein Interesse bei "historischen Pfeilen fürs Mittelalter in einem anderen Thread) da verspreche ich mir Qualitativ mehr von, ...

Ich hab von Newie mal angeschaut, wie er Putenfedern säubert, bin nach längerer Suche mal nach Gablingen gefahren, da gibt es ne Putenschlachterei.

Eine Kiste Putenschwungfedern, heißes Wasser, Shampoo udn Spüli und bis morgen warten.

Diese Lego-Pfeile wie die Römer scheinen sie gehabt zu haben waren absolutes Neuland für mich.
Wie gesagt, Ebenholz wusste ich nicht wo ich es herbekomme und von Tamarisk habe ich nachdem ich mich römisch gewandet habe, nie was gehört... soviel zur Vorbereitung :)
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Heidjer
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Heidjer »

Als improvisierte Federklemme funktioniert ein fingerdicker Schößling sehr gut.
Einfach einen Hasel oder Weidenzweig von ~30cm Länge zu 2/3 längst spalten und das Ende des Spaltes mit einer Wicklung sichern. In den Spalt kann man dann die Feder einklemmen und so gerade auf das warme Birkenteerbett auf den Pfeilschaft drücken. ;)
Mit den puren Fingern wird das vor 2000 Jahren auch kaum jemand gemacht haben. ;D

Aber Glückwunsch zu den ersten Pfeilen auf "primitive" Art, ich finde es mutig so etwas ohne etwas Übung direkt vor Zuschauern anzugehen.

Vorschäfte für Rohrpfeile täte ich übrigens aus Hartriegel oder Holunder herstellen, jedenfalls aus Schößlingen mit Markröhre, da kann man Schaftdornspitzen sehr leicht im heißen Zustand einbrennen. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
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Wilfrid (✝)
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Wilfrid (✝) »

zum Befiedrn ohne alles
http://www.myvideo.de/watch/6992626/Federn_wickeln
man braucht weder Leim noch kleber noch dicke kiele ....
nur FEINEN Zwirn, Dein Zeug ist zu dick
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walta
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von walta »

Zum Wickeln: ich hätte es auch nach der Wilfried Methode gemacht.
Und zum reinigen: Meine Federn lege ich vorher ein paar Tage in den Tiefkühlschrank - dann sind sämtliche Kleintiere ganz sicher alle kaputt.
Und beim einsetzen von Spitze bzw. Nock: vorher den Schaft gut wickeln - anfangs hatte ich einige Bambusschäfte gespalten, egal wie gut ich aufgebohrt hatte.
Ansonsten braucht es einfach viel Übung.

walta
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Ferox »

@Dirk M: Ich muss gerade ein wenig über mich selber lachen, weil ich auf so Ideen normalerweise komme, aber das war alles so aufregend, deprimierend und schön gleichzeitig, außerdem hatte sonst niemand Erfahrung im Pfeilbau. Ich mache schon seit längerer Zeit Pfeile selber, aber die moderne Technik wurd wohl durch meinen bequemen automatismus zum Verhängnis... heißt: "Der Erfindergeist verlösch mit der Zeit." :)

@Wilfrid, interessantes Video, danke! Ich hab das viel komplizierter gemacht, aber das Problem war schlussletztlich, dass der einzige halbwegs authentische Pfeil ja garkeine Mittelwicklung haben sollte... bei den zwei abgebildeten von mir, die so dicken Garn abbekommen haben, das sieht nur so aus,.. wenn ich den Garn durch den Bienenwachs gezogen hätte, wie beim letzten Pfeil, würde sehr sehr viel dünner, drahtiger und filigraner Wirken, aber die Technik aus dem Video werde ich nun übernehmen.

Morgen bin ich in Aichach auf dem Mittelaltermarkt und soll authentische Pfeile machen... das wird mir sehr viel vertrauter vorkommen. Fotos folgen. Ich werde nochmal eine kleine Doku darüber machen.

@Walta: Jo weiß ich ja, hab ja fleißig im Forum herumgeschaut, du hast "Newie" ja vorgeschlagen, wie man die Federn präpariert. Meine hab ich gerade aus dem Spülmittel-Shampoo-Eimer genommen und packe sie jetzt in den Trockner. Ich hoffe sehr, dass das so gut funktioniert wie bei dir.
Sind die Milben nach einer sehr langen nacht mit dem gnazen Kram nicht tot? Mein Tiefkühler ist zudem voll xD ich müsste 4 Steaks, Kaisergemüse und n halbes Kilo Hack entfernen um den Kram da rein zu packen.. vor allem, weil die Zeit ja auch nicht reicht, bis morgen halt.
Das mit dem Spalten wurde mir auch vorgeschlagen, hatte ich auch als ersten Gedanken, als es so kompliziert wurde.
Der Dozent meinte "nein", denn auf dem Bildmaterial waren die Dinger weder gespalten noch gewickelt. Schau mal, es sind nur diese Aufsätze auf denen die Spitzen drauf sind gewickelt .. nicht mal bei den Federn sehe ich Wicklungen.

@Acker: Ich hab den Pfeil ohne Spitze gerade gewogen, er liegt bei ca. 22,5 Gramm.
Den Spinewert konnte ich jetzt auf die Schnelle nur grob messen, aber er liegt zwischen 37/38 lbs.
Die Spitze habe ich leider nicht mehr, die hat der Dozent mitgenommen, aber die war wirklich sehr leicht. Aber ich habe mit anderen Gewichten verglichen und da liegt es bei mindestens 40 Gramm die Spitze.
Die genauen Werte kommen aber später, das war jetzt alles mehr geschätzt als gewusst.

Bild
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Galighenna
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Galighenna »

40g für die Spitze? Das wäre fatal schwer! Das sind ja über 600gr, solch schwere Spitzen werden, wenn überhaupt, auf schwersten Kriegsbögen mit weit über 100# Zuggewicht geschossen.
Entweder ist das jetzt ein versehentlicher Tippfehler, oder du schätzt ganz gewaltig daneben, ODER die Spitze ist wirklich definitiv absolut zu schwer...
Vll kannst du deinen Dozenten bitten, das Gewicht der Spitze zu ermitteln, das würde mich jetzt interessieren.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Federn halten nicht ohne Wicklung, das kannste vergessen, selbst eigentlich mit dem modernsten und besten Kleber der heutigen Zeit landen Federkiele in Händen ...., also keine Wicklung = keine Federn. Fliegt auch mit schweren Spitzen ( nem FOC von ~40)

Das Einsetzen der Angeln von Pfeilspitzen ist ganz einfach:

Die Spitze der Angel wird auf Rotglut gebracht und dann die Spitze in die Mitte des Schaftes gedrückt ....

Und , schwupps , 12.....101112, ist sie eingebrannt und sitzt bombenfest. $0g für eine Spitze ist wirklich sehr viel, wenn der Schaft 20g wiegt. Das sind zusammen rund 60g oder 1000gr. Also Pfeile für Bögen jenseits der 80#, und der Spinewert von Deinen Schäften ist dafür VIEL zu gering. Die Dinger fliegen gleich als Zweiteiler los, wenn nicht ein Teil in Deiner Hand bleibt.

Ich würde die Dinger als Katapult oder "Atlatl" Spitzen ansprechen, als Pfeilspitzen sind die jenseits von gut und böse.

Auch für Römer gilt:

9-14grpp Pfeilgewicht, also 0,6-1g pro Pfund Zuggewicht, sonst kommt der Pfeil nicht aus den Puschen bzw unter 9grpp geht der Bogen kaputt.
Und ein Pfeilschaft mit ~20g und nem Spine von ~100, das schaffen wohl nur Carbonis oder Alupfeile aus Al Si
mit einer Festigkeit jenseits der 540 N

Frage doch mal Deinen Dozenten, wie schwer denn die Funde so sind ....
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Heidjer »

Ich habe viele originale Bronzespitzen aus der Römerzeit, was daran so auffällt, ist das sie gegenüber unseren heutigen Spitzen auffällig leicht sind! Warum sollten die Eisenspitzen so sehr in das andere Extrem fallen?
Meine Bronzespitzen wiegen zwischen 2,5 und 4 Gramm, wenn die Eisenspitze das zehnfache wiegt, dann muß sie zu einer anderen Waffe gehören, möglicherweise zu einen Scorpionpfeil.


Gruß Dirk
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Ferox »

Gut ok, die Pfeilspitze konnte ich jetzt nur vage aus der Erinnerung mit meinen 50-cent-Münzen in der Hand schätzen...

Der Rest ist nach bestem handwerklichem Laienverständnis geschätzt und die Pfeilspitze gnadenlos geraten, ich vertue mich sicherlich dabei, ich werde nachfragen und es als Edit hier rein posten :)

Ach ja,... in der Beschreibung von James stand noch drin, dass diese Pfeile hauptsächlich auf relativ nahe und sehr nahe Distanz verschossen wurden ? Vielleicht ist das ja dann von Relevanz.

Zu der Wicklung:

Bild

.. ignoriert einfach meinen kläglichen Versuch des Bindens und achtet mal auf den Fund bzw das Foto davon, ich hab es mir nochmal genau angesehen.. da ist tatsächhlich keine Wicklung dran... und die Federn gehen sogar über die aufgetane Nocke drauf...
... in der Beschreibung ist mir auch nichts aufgefallen diesbezüglich aber da werde ich - ebenso wie mit dem Gewicht der Pfeilspitze - nochmal nachschauen!
Also bis später!
Der Ferox
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Wilfrid (✝) »

wie alt sollen die Pfeile auf den Fotos sein???? 20000 Jahre? Holz und Federn im Bodenfund ??? Heil geblieben im Gletschereis???
Mit einem Kleber aus der Zeit auf Holz und Metall?? Gedrehtes Rohr ???
Kein Pech , sondern Harz? Sonst wäre ja was schwarzes zu sehen ......
Dann müßte auch die Spitze noch dran sein, die vergeht als letztes ......

DAS sind in meinen Augen Nachbauten, Interpretationen, o.ä.
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walta
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von walta »

zu den Kleintieren: keine Ahnung ob Milben oder ähnliches Zeug Spülmittel, Essig und Hitze überleben - ich weiss nur das die Viecher extrem zäh sind und ich auf Nummer Sicher gehen wollte. Federn selber herstellen ist einfach zu viel Arbeit als das ich ein Risiko eingehen wollte.

Zum Pfeil: egal was ein Lehrer sagt oder behauptet oder will - eines muss ein (historischer) Pfeil auf alle Fälle - er muss funktionieren. Mann muss damit Tiere oder Menschen treffen können und mindestens lebensgefährlich verletzen. Kein Soldat oder Jäger hat Gebrauchspfeile gebastelt und sich dabei gedacht: die sind aber schön - da wird sich der Gegner aber freuen. Ich hoffe du verstehst was ich meine. Wenn mann sich also einbildet Originalgetreue Nachbauten zu machen dann müssen diese schussfähig sein und je nach Handwerklichen Geschick und je nach Einsatzgebiet sehr gut fliegen. Erst wenn du deine Pfeile ausprobiert hast und sie funktionieren dann hast du erst einen authentischen Nachbau. Wäre gespannt was dein Lehrer zu dem Argument sagt.

walta
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Re: Vom Schilfrohr zum Pfeil

Beitrag von Sateless »

zumindest sieht die spitzenform nicht nach nem ritualpfeil aus ... zumindest nicht auf den ersten blick.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس
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