Hallo zusammen,
ich suche Informationen über den "Stellmoorbogen". Das einzige, was ich bisher weiß ist, dass er aus dem Kernholz von schottischer Kiefer bestanden habe soll und dass die Spaltseite als Bogenrücken genutzt wurde. Außerdem, dass die Fundstücke im 2. WK zerstört wurden.
Würde mich über nähere Infos freuen. Vielleicht gibt es ja sogar noch Foros oder Zeichnungen.
QS
Infos über den "Stellmoorbogen"
Re: Infos über den "Stellmoorbogen"
Gibt verdammt wenig Infos zu dem Ding - es sind ja auch nur Fragmente gefunden worden, von denen man annimmt, daß es ein Bogen war. Gestützt wird die Annahme durch die gefundenen Pfeilreste und -Spitzen.
Vielleicht mal bei der Bogenschule Stellmoor fragen?
Wenn die sich schon nach dem Ding benennen, dann haben die vielleicht auch das an Infos, was noch zur Verfügung steht...
Vielleicht mal bei der Bogenschule Stellmoor fragen?
Wenn die sich schon nach dem Ding benennen, dann haben die vielleicht auch das an Infos, was noch zur Verfügung steht...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Re: Infos über den "Stellmoorbogen"
Danke Sqiud,
soweit war ich ja leider auch schon, hoffe aber, dass vielleicht noch etwas mehr auftaucht.
QS
soweit war ich ja leider auch schon, hoffe aber, dass vielleicht noch etwas mehr auftaucht.
QS
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Re: Infos über den "Stellmoorbogen"
Hallo Quercus,
die beste Quelle zur Thematik "Stellmoorbogen" sind die Schriften von Alfred Rust, durch dessen Ausgrabungen im Bereich des Stellmoorer Tunneltals wir überhaupt davon wissen, dass es hier eine Rentierjägerkultur gegeben hat, zu deren Jagdwaffenrepertoire auch Pfeil und Bogen gehört haben müssen. Das eindeutigste Zeugnis für diese Tatsache sind letztlich die Pfeilschäfte aus Kiefernholz und entsprechende Spitzen, die sehr zahlreich gefunden wurden.
Rust selbst schreibt: " Dazu fanden wir zwei Reststücke von Schießbögen, ebenfalls aus gespaltenem Kiefernholz hergestellt, auf. Das eine Bogenendenstück war 24,8cm lang, 2,2 cm breit und hatte zehn Jahresringe. Das vollrund geschnittene Holz war an einer Stelle etwas abgeflacht. Das zweite Bruchstück war 18 cm lang, 2,5 cm breit, und der Querschnitt war unvollständig. Es ist noch unsicher, ob vollrunde oder abgeflachte Bogen verwendet wurden. Die Bogenstücke waren politurartig geglättet." (Vor 20 000 Jahren, Rentierjäger der Eiszeit, A.Rust, Wachholtz Verlag Neumünster 1978)
Diese Funde allein hätten ohne die Pfeilschäfte, die zahlreichen Spitzen und die korrespondierenden Einschußlöcher in Rentierknochen und Knochen anderer Tiere sicher noch keine Interpretation als Bogen erlaubt. Wie diese Bögen ausgesehen haben, ist deshalb auch heute noch hoch spekulativ und wird es wohl auch bleiben. Rust ging davon aus, dass die Bögen wahrscheinlich ähnlich wie derjenigen von jüngeren Völkern arktischer Regionen aus historischer Zeit ausgesehen haben. Es könnte sich also um möglicherweise sehnenstrangverstärkte Bögen gehandelt haben. Holz war für die Rentierjäger definitiv Mangelware, da die Region Norddeutschlands damals späteiszeitliche Tundra war. Die Funde aus dem Stellmoorer Tunneltal sind Spuren aufeinanderfolgender Sommerlager nomadisierender Rentierjägergruppen, die ihrer Nahrungsgrundlage, den Rentierherden, auf ihren jahreszeitlichen Wanderungen bis hierher gefolgt waren.
Viel mehr Informationen als das, was wir durch die Schriften Alfred Rust wissen, wird es über das Thema "Stellmoorbogen" nicht geben. Rust war ein besessener, der einen unvorstellbaren Aufwand getrieben hat, um die ständig von Grundwasser bedrohten Ausgrabungen durchzuführen. Das wird heute keiner mehr wiederholen, selbst wenn da noch mehr liegt. Artefakte von diesen Ausgrabungen aus den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts wird man sicher im Landesmuseum Schleswig Holstein sehen können, einige Spitzen und Knochenfunde liegen auch im Heimatmuseum Bad Oldesloe.
Inzwischen gibt es auch einen Alfred Rust Wanderweg und entsprechende Gedenktafeln. Die ursprünglichen Fundplätze sind nicht genau ausgewiesen - vielleicht aus gutem Grund. Das Stellmoorer Tunneltal war lange Zeit in großen Teilen Militärgelände und ist heute weitestgehend Naturschutzgebiet.
Als Kind habe ich hier meine ersten Schilfrohrpfeile mit Holunderpropfen fliegen lassen. Die Bögen waren aus ungetrocknetem Weidenholz und die Wurfleistung entsprechend..... Unsere ersten Kurse mit Kindern haben wir auch in diesem Gebiet gegeben und auch heute noch, sind wir recht nah dran. Was lag da näher als uns auf diese selbst in der Region vielfach völlig unbekannte Geschichte zu beziehen.
Unsere Website war frührer textlastiger in Bezug auf den "Stellmoorbogen", aber wie gesagt, es gibt im Hinblick auf dieses Thema keine höhere Autorität als die Schriften Alfred Rusts, da spätere Autoren die mutmaßlichen Bogenfundstücke leider nicht mehr persönlich in Augenschein nehmen konnten. Denn diese sind, wie Squid schon sagte, im 2. Weltkrieg leider verbrannt....
Hanno
die beste Quelle zur Thematik "Stellmoorbogen" sind die Schriften von Alfred Rust, durch dessen Ausgrabungen im Bereich des Stellmoorer Tunneltals wir überhaupt davon wissen, dass es hier eine Rentierjägerkultur gegeben hat, zu deren Jagdwaffenrepertoire auch Pfeil und Bogen gehört haben müssen. Das eindeutigste Zeugnis für diese Tatsache sind letztlich die Pfeilschäfte aus Kiefernholz und entsprechende Spitzen, die sehr zahlreich gefunden wurden.
Rust selbst schreibt: " Dazu fanden wir zwei Reststücke von Schießbögen, ebenfalls aus gespaltenem Kiefernholz hergestellt, auf. Das eine Bogenendenstück war 24,8cm lang, 2,2 cm breit und hatte zehn Jahresringe. Das vollrund geschnittene Holz war an einer Stelle etwas abgeflacht. Das zweite Bruchstück war 18 cm lang, 2,5 cm breit, und der Querschnitt war unvollständig. Es ist noch unsicher, ob vollrunde oder abgeflachte Bogen verwendet wurden. Die Bogenstücke waren politurartig geglättet." (Vor 20 000 Jahren, Rentierjäger der Eiszeit, A.Rust, Wachholtz Verlag Neumünster 1978)
Diese Funde allein hätten ohne die Pfeilschäfte, die zahlreichen Spitzen und die korrespondierenden Einschußlöcher in Rentierknochen und Knochen anderer Tiere sicher noch keine Interpretation als Bogen erlaubt. Wie diese Bögen ausgesehen haben, ist deshalb auch heute noch hoch spekulativ und wird es wohl auch bleiben. Rust ging davon aus, dass die Bögen wahrscheinlich ähnlich wie derjenigen von jüngeren Völkern arktischer Regionen aus historischer Zeit ausgesehen haben. Es könnte sich also um möglicherweise sehnenstrangverstärkte Bögen gehandelt haben. Holz war für die Rentierjäger definitiv Mangelware, da die Region Norddeutschlands damals späteiszeitliche Tundra war. Die Funde aus dem Stellmoorer Tunneltal sind Spuren aufeinanderfolgender Sommerlager nomadisierender Rentierjägergruppen, die ihrer Nahrungsgrundlage, den Rentierherden, auf ihren jahreszeitlichen Wanderungen bis hierher gefolgt waren.
Viel mehr Informationen als das, was wir durch die Schriften Alfred Rust wissen, wird es über das Thema "Stellmoorbogen" nicht geben. Rust war ein besessener, der einen unvorstellbaren Aufwand getrieben hat, um die ständig von Grundwasser bedrohten Ausgrabungen durchzuführen. Das wird heute keiner mehr wiederholen, selbst wenn da noch mehr liegt. Artefakte von diesen Ausgrabungen aus den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts wird man sicher im Landesmuseum Schleswig Holstein sehen können, einige Spitzen und Knochenfunde liegen auch im Heimatmuseum Bad Oldesloe.
Inzwischen gibt es auch einen Alfred Rust Wanderweg und entsprechende Gedenktafeln. Die ursprünglichen Fundplätze sind nicht genau ausgewiesen - vielleicht aus gutem Grund. Das Stellmoorer Tunneltal war lange Zeit in großen Teilen Militärgelände und ist heute weitestgehend Naturschutzgebiet.
Als Kind habe ich hier meine ersten Schilfrohrpfeile mit Holunderpropfen fliegen lassen. Die Bögen waren aus ungetrocknetem Weidenholz und die Wurfleistung entsprechend..... Unsere ersten Kurse mit Kindern haben wir auch in diesem Gebiet gegeben und auch heute noch, sind wir recht nah dran. Was lag da näher als uns auf diese selbst in der Region vielfach völlig unbekannte Geschichte zu beziehen.
Unsere Website war frührer textlastiger in Bezug auf den "Stellmoorbogen", aber wie gesagt, es gibt im Hinblick auf dieses Thema keine höhere Autorität als die Schriften Alfred Rusts, da spätere Autoren die mutmaßlichen Bogenfundstücke leider nicht mehr persönlich in Augenschein nehmen konnten. Denn diese sind, wie Squid schon sagte, im 2. Weltkrieg leider verbrannt....
Hanno
Re: Infos über den "Stellmoorbogen"
Hallo Hanno,
vielen, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Das hat mir sehr geholfen.
Auf deiner Seite war ich auf der Suche nach Informationen natürlich auch schon. Die wird ja beim thema Stellmoorbogen immer als erstes angezeigt. Ich finde es sehr schön, wenn man soetwas wie Bogenbau/Bogenschiessen an einem "authentischen" Ort machen kann. Das gibt dem Ganzen dann noch eine besondere Note.
Danke QS
vielen, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Das hat mir sehr geholfen.

Auf deiner Seite war ich auf der Suche nach Informationen natürlich auch schon. Die wird ja beim thema Stellmoorbogen immer als erstes angezeigt. Ich finde es sehr schön, wenn man soetwas wie Bogenbau/Bogenschiessen an einem "authentischen" Ort machen kann. Das gibt dem Ganzen dann noch eine besondere Note.
Danke QS