Ungewöhnlicher Bogen

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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Mandos
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Mandos »

Jepp, und wer noch mehr irre Engländer sehen will:

www.englishwarbow.com

Die ziehen fast alle mehr als 100 lbs.


;D

Eigentlich aber echt sinnvoll dieser Schißstil für schwere Bogen.
Boettger
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Boettger »

Nochmal zurück zu diesem Bogen:
Eglofs hat geschrieben: Bild
Ich denke schußtechnisch macht dieses Design keinen Sinn. Und historisch hat sich dieses Zwitterdesign ja auch nie durchgesetzt - wohl nicht nur aus bautechnischen Gründen...

Glaubt man der Bibel des traditionellen Bogenbaus, so kann dieses Design aber sehr wohl Sinn machen.

In der Bibel wird nämlich auf eine mögliche Rettungsmethode verwiesen, wenn ein Wurfarm beim Tillern zu schwach geraten ist: Dämpft man demnach in diesen schwachen Wurfarm einen Recurve, so stärkt man den schwachen Arm und kann durch vorsichtiges Tillern dafür sorgen, dass beide Wurfarme die selbe Arbeit übernehmen.
(ich muss mal sehen wo das steht, kann etwas dauern)


Ist sicher kein Allheilmittel, aber eine mögliche Erklärung für dieses Design.

Bei richtigem Tiller soll sich diese Variante übrigends nicht negativ auf das Schussverhalten auswirken. Ist ja auch logisch, weil sich ja bekanntlich nur das (übergeordnete) Design, nicht aber die (dem Design untergeordnete) Form des Bogens (also Knicke, Schlangenlinien, Äste, Knoten etc.) auf das Schußverhalten auswirkt - wenn der Tiller stimmt.

Deshalb gibt es meiner Meinung nach auch eine - bereits erwähnte - zweite Erklärungsvariante, nämlich die, dass der Stave eben schon diese recurve Form am unteren Ende hatte und nicht weggeschmissen werden wollte.

mfG
Zuletzt geändert von Boettger am 07.10.2007, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
Eiswolf
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Eiswolf »

@Squid

Ich sagte ja auch, dass der Schütze den Eindruck bekommt. Ich sagte nicht, dass der Bogen tatsächlich leistungsfähiger ist. Derlei physikalische Irrtümer gibt es in der Geschichte zuhauf, und damals wie heute gab es bestimmt Moden. Siehe aktuellen HDR-Thread. Und damals wie heute führt mitunter ein einzelner hervorstechender Mensch dazu, dass viele unbedingt genau das nachmachen müssen, wovon sie meinen, dass es der Grund für das Herausragen ist.
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Squid (✝)
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Squid (✝) »

So würd ich das nicht sehen: Da mag schon was dran sein, denn die japanischen Bogenschützen hatten einen ziemlich guten Ruf was die Kampfkraft anging. Zeitweise galt der Bogen als dem Schwert überlegen - und das bei dem Ruf den die langen Messer der Japaner hatten...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Taran
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Taran »

Es steckt, wie den Bildern doch zu entnehmen ist, eben KEIN System dahinter! Man kann nicht einerseits die Bilder als beweiskräftig ansehen, andererseits ignorieren, dass keine Präferenz für oberen/unteren Recurve zu erkennen ist.

Ich denke daher auch, dass nicht ganz den Ansprüchen genügende Bögen so noch auf Tiller gebracht wurden, indem ein Wurfarm etwas gedämpft wurde.

Bei mir sehen allerdings nur Bögen so aus, die BEIDSEITIG einen leichten Recurve hatten, wo aber ein Wurfarmende den gedämpften Recurve nicht gehalten hat...
Zuletzt geändert von Taran am 07.10.2007, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.
Taran von Caer Dallben

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walta
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von walta »

was wiederum heisst: im krieg brauche ich so viele bögen wie möglich - wurscht wie die aussehen - hauptsache sie werfen den pfeil zum feind.

grüsse
walta
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viel hilft viel :-)
Eglofs
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Eglofs »

Ich habe nochmal Bildmaterial gewälzt. Es gibt scheinbar sogar "Belegexemplare" dieser asymmetrischen Bögen: in der Sammlung des Museums Schloß Gottorf scheint es einen solchen zu geben (zu sehen auch im Buch "The Great Warbow" Seite 19) - leider habe ich kein verlinkbares Bild im Netz gefunden  :( .
Ich denke daher auch, dass nicht ganz den Ansprüchen genügende Bögen so noch auf Tiller gebracht wurden, indem ein Wurfarm etwas gedämpft wurde.
In der Bibel wird nämlich auf eine mögliche Rettungsmethode verwiesen, wenn ein Wurfarm beim Tillern zu schwach geraten ist: Dämpft man demnach in diesen schwachen Wurfarm einen Recurve, so stärkt man den schwachen Arm und kann durch vorsichtiges Tillern dafür sorgen, dass beide Wurfarme die selbe Arbeit übernehmen.
... Deshalb gibt es meiner Meinung nach auch eine - bereits erwähnte - zweite Erklärungsvariante, nämlich die, dass der Stave eben schon diese recurve Form am unteren Ende hatte und nicht weggeschmissen werden wollte.
Diese Argumente habe einiges für sich. Allerdings stelle ich mir dabei die Frage: warum stellen die Illustratoren solche "verunglückten" Bögen dar und dann auch noch immer in der gleichen Variante (unterer Wurfarm "deformiert" - sei es nun aufgrund eines Wuchsfehlers oder als Folge eines "Rettungsversuches"). Kamen diese leicht fehlerhaften Bögen so häufig vor, dass sie für die Illuminatoren darstellungswürdig waren und warum trat der "Baufehler" immer in simultaner Erscheinungsform auf?

Jetzt bin ich so neugierig auf das Verhalten solcher Bögen geworden, dass ich mir wohl einen solchen Bogen bestellen werde und einfach selbst ausprobiere wie er sich schießt  :)
Taran
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Taran »

Mir kommt da gerade ein Gedanke - hat das vielleicht was mit der Spannmethode zu tun? rutscht ein leicht reflexes unteres Wurfarmende vielleicht nicht so leicht ab?

Denn dass der untere WA so viel stärker belastet sei als der obere ( wie das bei den 60"-Osagebögen von Dean Torges der Fall ist - asymmetrischer Griff!), nehm ich bei einem Bogen >70" jetzt mal nicht soooo an...
Taran von Caer Dallben

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Kyujin
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Kyujin »

Bernhard Langbogen hat geschrieben: Im hundertjährigen Krieg gab es keine berittene Reiterei die Bögen benutzte.
Was du meinst ist der Japanische Bogen.
Was immer Al Fadee nun meinte - der japanische Bogen hat seine Asymmetrie sicher nicht von Verwendung als Reiterbogen. Die kam erst Jahrhunderte nach dem ersten Nachweis dieses Designs auf.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会
Eglofs
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Eglofs »

Ganz nebenbei:

es ist ein Gerücht, dass es im Hundertjährigen Krieg keine berittenen Bogner gegeben hat (sie werden lediglich gerne unterschlagen):

http://www.archerylibrary.com/books/badminton/docs/chapter07/chapter7_1.html
Esteban
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Esteban »

Interressanter Artikel.  ;)

Es ist zwar von berittenenen Bogenschützen die Rede und davon, das Kavallerie und Bogenschützen (teilweise) im Einsatz gemischt wurden, aber es steht nirgendwo etwas über die Art des Einsatzes.

Schossen Sie beim Reiten, oder war das Pferd nur ein schnelles Transportmittel ?

Gibt es darüber Quellen ?

Nur am Rande: Es lief mal vor knapp 2 Jahren ein Film über eine Zeitreise. Suche nach verschollenem Wissenschaftler, geheimes Projekt, Liebesgeschichte,.... und der ganz Rest, was zu einer Fernsehproduktion so gehört.
Was aber interressant war ist, dass kurz nach dem Eintreffen der Studenten im Mittelalter mit dem Bogen geschossen wurde - ELB vom Pferd !!! Sah etwas ungelenk aus. Ich tendiere deshalb eher zu der Ansicht, dass das Pferd  der schnelle Truppentransporter war. 8)




Gruß

Esteban
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Eglofs »

Zum Thema Bogenschützen zu Pferd im Hundertjährigen Krieg gibt es in diesem Film ein paar Informationen (am besten alle Teile ansehen! 1 bis 12):

http://www.youtube.com/watch?v=JaZ6pQiYclo
Esteban
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Re: Ungewöhnlicher Bogen

Beitrag von Esteban »

Nicht schlecht. Die Vorführungen waren eindrucksvoll.

Der lange Bogen wirkt, wie schon geschrieben etwas plump auf dem Pferd. So konnten die Bogenschützen aber mit den Rittern Schritt halten und Deckungsaufgaben übernehmen.

Gruß

Esteban
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