
Das schwierige an der Rekonstruktion antiker Ausrüstung ist die Tatsache, das so wenig überliefert wurde. Wenn dann ein Zeitgenosse geschrieben hat "Skythen trugen den Köcher links" oder "sie pupsten im Dreitakt", dann gibt es 2400 Jahre später garantiert die dicksten Diskussionen, ob denn das auch so war - und alles, was abweicht, ist gleich nicht authentisch

Mit heutigen Mitteln und Materialien habe ich mich so gut es ging an den historischen Funden orientiert. Als Material habe ich Leder, Filz, Seide und Pferdehaar genommen. All das ist auch Bestandteil zahlreicher Grabfunde.
Der Köcher ist nach Abbildungen auf diversen Goldschalen/Keramikvasen entworfen und besteht aus einer Bogenhülle und einer Pfeilhülle.
Mag sein, das bei den Skythen der bogen komplett im Köcher steckte, da ich einen modernen Skythen von Grozer schieße, habe ich den unteren Wurfarm rausgucken lassen, sonst wäre mir der Köcher zu groß geworden.
Die Pfeile stecken hier fest zwischen zwei Lagen Wollfilz. Sie klappern & rutschen nicht.

Massive Goldplatten hatte ich leider gerade nicht zur Hand, Messing wollte ich nicht ständig polieren, also habe ich die Tierornamente punziert, vergoldet und den Goldton anschließend mit Antikfinish "gedunkelt". Man könnte die natrülich auch aus Metall "treiben", wie z.B. littlemongol das macht.

Das Pferdehaar diente zum Pfeile abwischen (und bestimmt auch als Deko). Auf einen Streifen Wildseide genäht und mit ganz unauthentischem Pattex gesichert kann man das Schweifhaar zur gewünschten Stärke einrollen und dann die Rolle zusammennähen.
Es empfiehlt sich, das Haar vor der Verarbeitung (also noch auf der Schweifrübe) zu waschen, denn Seide kann von Wasser und Shampoo fleckig werden.

Größe & Maße sollte der zu transportierende Bogen vorgeben, denn schon eine andere Spannhöhe verändert den Grundschnitt.
Als Aufhängung habe ich einen dreifachen Lederriemen genommen, wie genau der Köcher befestigt wurde ist leider aus den alten Abbildungen nicht nachzuvollziehen. Die gefundenen silbernen Goryt-Deckplatten hatten einfach ein Loch dort, wo die Schnur wohl durchgezogen wurde.
Alles in allem ist der Köcher sehr massiv geworden, und macht einen durchaus stabilen und "Kriegstauglichen" Eindruck. Man könnte noch wesentlich mehr Pfeile hineinstecken, aber die passenden Pfeile muß ich erst bauen.

Weiß jemand, wo ich günstige Nachgüsse/Repliken von skythischen Pfeilspitzen bekomme?