Wo den Köcher, wo die Bogentasche befestigen...

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
Der Steppenreiter

Wo den Köcher, wo die Bogentasche befestigen...

Beitrag von Der Steppenreiter »

Benzi hat mich drauf gebracht, dass das ja ein Problem sein könnte, wo soll ich was wie am Besten am Pferd befestigen.

Gehn wir einmal davon aus wir befinden uns nicht vor einer Schlacht und wir haben auch keine Lakaien, die uns das "Geschirr" reichen, dann stellt sich schon die Frage, wo ist was wie am Besten am Pferd zu befestigen, wenn ich ins Gelände gehe um zu üben.

Ich habe folgende Variante als die für mich am Zweckmäßigsten herausgefunden.

1. Den Bogen in einer Bogentasche links am Pferd hinter dem Reiter, der Bogen zeigt nach hinten!
2. Die Pfeile bis zu 20 Pfeile rechts am Körper in einem Hüftköcher, die Pfeilenden zeigen nach hinten!
3. Über 20 Pfeile die Pfeile an einem großen Köcher rechts hinter dem Reiter, die Pfeile sind am Pferd befestigt. (Gewicht!!)
4. Als Zielscheiben habe ich immer selbstgebastelte Pappendeckel mitgenommen und irgendwo vorne am Sattel befestigt, oder einfach über die Schulter gehängt.

So habe ich beide Hände frei um mit meinem Pferd bequem zum auch weiter weg entfernten Übungsgelände zu reiten.
Noch ein paar Tips: Wenn ihr alles am Pferd befestigt, achtet drauf, dass sich das Pferd nicht hinlegt, abhaut, wälzt oder sonstwas blödes tut, denn Pfeile und Bogen sind teuer! :-( *grummel*

Beim Aufsteigen muss das Pferd ruhig stehenbleiben, sonst gibts Probleme das Bein über den Bogen oder die Pfeile zu bekommen und das erzeugt manchmal Bruch! *Grummel*

Ich habe immer alles mit Bändern oder alten Stoffresten am Sattel befestigt, Kassai benutzt Karabinerhaken.

hier noch ein paar Fotos
Bild

oder das

Bild

Bald mehr davon hier:
http://www.steppenreiter.de/kleidung.htm
Niels

Beitrag von Niels »

Die vorgestellten Befestigungsvarianten erscheinen mir auch sehr praktisch. Bislang habe ich den Bogen einfach in die Hand genommen und drei oder vier Pfeile hinten in den Gürtel gesteckt.

Die relativ hoch angesetzt auf dem Rücken am Gürtel befestigten Köcher sind doch sicher auch recht praktisch, oder?

Soweit sich das nach den gefundenen Köcherfragmenten sagen läßt, nahmen die ungarischen Köcher den gesamten Pfeil mit der Spitze nach oben auf. Hat jemand eine Idee, wie man diesen dann natürlich sehr langen Köcher am günstigsten befestigt?

Beim nach hinten Hängen dürfte es bei diesem Köcher meiner Meinung nach mit dem Ziehen der Pfeile problematisch werden, oder täusche ich mich da? Hängt der Köcher mit der Öffnung nach vorn, ergibt sich jedoch das Problem, dass das untere Ende nicht gegen das Reiterbein sondern gegen das Pferd pendelt.

Irgendwie tappe ich bezüglich der Trageweise dieses alt-ungarischen Köchers noch sehr im Dunkeln. Aber vielleicht hat ja schon jemand Erfahrungen mit solch einem Teil gesammelt.
Papierdrache
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Beitrag von Papierdrache »

Also auf einer sassanidischen Schüssel mit unbekanntem Fundort ist der Pfeilköcher rechts am Pferd mit der Öffnung nach hinten abgebildet. Der Pfeilköcher liegt also hinter dem Bein des Reiters. So wie der Bogenköcher auf dem großen Pferdebildchen vom Steppenreiter. Allerdings ist die Aufhängung nicht zu sehen, da die linke Pferdeseite die abgebildete Seite auf der Schüssel ist. Bogenköcher ist nicht erkennbar auf der linken Pferdeseite. Nur ein gerades Schwert+Scheide das am Reitergürtel hängt und ein ein anderes undefinierbares Objekt das hinter dem Bein wie der Pfeilköcher hängt. Könnte ein Haumesser sein mit Scheide.
Bild muss ich nachliefern, geht nicht sofort (doofe Scannersoftware...).

Soviel jedenfalls zu einer Jagdszene aus sassanidischer Zeit. :-)
Der Steppenreiter

Früher und heute mit dem Gürtel...

Beitrag von Der Steppenreiter »

Bei der Jagd und im Kampf wurden sowohl Bogentasche als auch Köcher am Hüftgurt getragen. Da baumelt es nämlich nicht so sehr und was noch viel wichtiger ist, stürzt das Pferd, dann besteht noch eine Chance, dass die Waffen heil bleiben.

Für die Jagd war es nicht notwendig eine Unzahl von Pfeilen mitzunehmen, anders bei einem Kriegszug. Für diesen Zweck gab es aber Lasttiere, die das ganze Klump bis zur Front schleppten.

Die leichte Reiterei der Steppenvölker hat sich nie mit allzuviel Ballast rumgeplagt, schnell und wendig, das war ihre Devise. Ihre Hauptwaffen der Bogen, kurze Wurflanzen und Schwert. Nur die Lanzen wurden am Sattel befestigt, der Rest hing am Gürtel.

Ziemlich früh hatten sie auch den Vorteil der schweren Reiterei heraus, die voll gepanzert meist mit einer langen Lanze kämpften. Obwohl Bogen, Schwert, Streitaxt zur Standardausrüstung gehörten. Aber auch sie trugen ihre Waffen am Gürtel.

An der offenen Seite, meist linke Schulter wurde ein Schild getragen. Alles in allem ganz schön bepackt. Wer sowas schonmal anhatte versteht, weshalb ihre Sättel hohe Vorder- und Hinterzwiesel hatten. :D

Alles in allem scheint der Gürtel eines der wichtigsten Kleidungstücke der Reitervölker gewesen zu sein. Interessant ist, dass sogar die uralten Steinbabas im Osten der Türkei Gürtel tragen.

Niels frag mal Andrew, er hatte mir mal vor Jahren einen super tollen Artikel über diese Gürtel geschickt.
Archiv
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Beitrag von Archiv »

Hallo Steppenreiter,

vielen Dank für die schönen Bilder. Ich hatte am vergangen Sonntag dieses Köchermodell von Taran am Westernsattel (Bilder am Sattel folgen)

Zum Aufsitzen und Pfeile entnehmen war die Position am Sattel auf der rechten Pferdeseite (Pfeile zeigen nach hinten) super, nur beim Absitzen bin ich mit dem Bein am unteren Ende des Köchers hängen geblieben. Bei meiner Art mich im Gelände fortzubewegen sitze ich öfter ab und auf. Die Position am Sattel darf das aus keinen Fall ständig behindern. Den Bogen während eines 2 Stunden Ausrittes in der Hand zu halten hat mir überhaupt nichts ausgemacht, darüber war ich selber überrascht.

edit: mir ist es halt wichtig die Dinge so zu plazieren, daß es bei unfreiwilligem Absitzen nicht durch diese ganzen Dinge am Körper zu Verletzungen kommt. Ich kann mir schwer vorstellen eine Rolle wie Niels sie mir in Koppenbrück gezeigt hat, und die ich seither fleißig übe, mit Pfeilen am Rücken oder an der Hüfte zu vollführen, ohne daß sich dabei die Hälfte des Equipments in mein zartes Fleisch bohrt.

Wie seht ihr das geschichtlich, waren die so fitt, daß sie mit Pfeilen und Bogen und Schwert am Körper mal eben vom Pferd fallen konnten, oder wie?

liebe Grüße benzi

@Taran danke!!
Mongol
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Beitrag von Mongol »

Also ich hab mir ja so ein Steppenvolkköcherset nachgebaut und kann mir sehr gut vorstellen, den Pfeilköcher mit Öffnung nach vorne am Pferd befestigt zu haben und dennoch einen guten Zugriff auf die Pfeile zu haben, die ja "verkehrt" herum - also mit den Federn nach innen- drinstecken.

Ich habe das natürlich mangels einem Pfern noch nicht ausprobieren können. Aber ich denke, das sollte funktionieren...
Ein kluger Mann bemerkt alles.
Ein dummer Mann macht über alles eine Bemerkung
(H. Heine)
Polvarinho
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Köcher beim Bogenschiessen vom Pferd

Beitrag von Polvarinho »

Habe beim Reiten immer gewisse Probleme mit dem Köcher gehabt.

Im Moment (trainiere mein Pferd noch im Round Pen und schiesse max. im Trab) Trage ich meine Pfeile (für dieses Traning 12) im Gürtel meiner Hose. Ich stecke sie mir hinter dem Rücken von rechts in den Gürtel und verrücke das Bündel dann so nach links, dass die Spitzen neben meiner linken Hüfte zu liegen kommen und die Schäfte direkt nach hinten zeigen. So habe ich keine Probleme mit Kontakt zwischen Bogenarm und Pfeilschäften beim Release bzw. mit "überstehenden" Pfeilschäften und Kontakt an der Aussenseite des Round Pen auf der linken Hand.
Mein Pferd ist immer noch etwas sensibel was ungwöhnliche Pfeilgeräusche ausmacht...

Wenn ich später mehr Pfeile am Mann tragen muss, werde ich gleicher Position einen Hüftköcher im Gürtel tragen und so Rappeln und Pfeilverlust beim schnelleren Reiten zu verhindern suchen.... (ohweia... srechen fällt mir sehr viel leichter als schreiben..)

Und überhaupt:

Tach zusammen sagen wir im Rheinland!!
Bin neu hier im Forum und freue mich auf regen Austausch.....!

Herzliche Grüsse an alle

Claus
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Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.
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Beitrag von Archiv »

Hallo Claus,

willkommen bei :fcsmilie

es freut mich sehr Dich hier begrüßen zu können. Schreib viel von Deinen Erfahrungen hier auf, ich freu mich drauf. (das reimt sich :D )

liebe Grüße benzi
Archiv
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Beitrag von Archiv »

@Steppenreiter
bitte nich haun, weil ich das Bild auf ohne zu fragen auf Deiner HP geklaut hab.

Das find ich die optimale Position vom Köcher an Pferd, aber es ist garnicht so einfach die hinzubekommen. Weder die Pfeilenden stören im oberen Bereich noch das Köcherende im unteren:

Bild

Gabor Biro, Steppenreiter in der Slowakei und Khagan mit 3. Schülergrad mit über 120 Punkten.

liebe Grüße benzi
Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter »

Kein Problem Benzi, was ich nicht verstehe ist, wieso das anbringen so ein Problem sein sollte?

Liegt das vielleicht am Westernsattel? :D
Taran
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Köcher

Beitrag von Taran »

Aufgrund des symmetrischen Aufbaus und der Zwischenstreben kann der Köcher links, rechts, Öffnung vorne, Öffnung hinten, in flacherem oder steilerem Winkel aufgehängt werden. Entnahme der Pfeile nach oben oder, wie hier gezeigt, nach vorne. Das ist der Köcher, bevor er verziert wurde.
[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10321/benzkoecherq.jpg]
Bild[/url]
Taran von Caer Dallben

[size=2] [color=blue][b]... και δόξα τω Θεώ ![/b][/color][/size]
Niels

RE:

Beitrag von Niels »

Original geschrieben von Der Steppenreiter

Kein Problem Benzi, was ich nicht verstehe ist, wieso das anbringen so ein Problem sein sollte?

Liegt das vielleicht am Westernsattel? :D
:D :D :D ;-)


Hallo Claus,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier.


Und allen schon mal vielen Dank für die vielen Tipps zu meinen Fragen.


@ Papierdrache

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du das Bild von der Schüssel bei Gelegenheit nachreichen könntest.

Ich meine mich zu erinnern, dass Sebestyén genau diese Schüsselabbildung herangezogen hat, um Rückschlüsse aus den metallenen und beinernen Köcherfragmentfunden der Altungarn zu ziehen. Und auf diesen alten Rekonstruktionsversuch des Gesamtköchers beziehen sich - soweit ich weiß - auch heute alle noch. Nur die dabei mit zugrunde gelegte Schüsselabbildung habe ich bislang noch nirgendwo entdecken können.

Und gerade die wäre ja bezüglich der Trageweise besonders interessant. Denn die sehr unterschiedlichen Fundsituationen der Pfeilköcherteile in den Gräbern lassen wohl gerade keine Rückschlüsse auf die Befestigung zu (auper Ösen - wahrscheinlich für Riemen).

Also wäre es super, wenn Du mit dem Bild helfen könntest.
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shewolf
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Beitrag von shewolf »

Jungs, so ein Zufall!! Da dachte ich schon mal an die Eröffnung eines solchen Threads, und nu iss er schon da :) vielen Dank :anbet

Also Bogen & Pfeile hinter dem Sattelblatt... und wie gegen herumschlabbern beim Galopp sichern? Nach unten am Sattelgurt mit Lederriemen sichern?

Oder wie die Wanderreitsatteltaschen mit einem Riemen unterm Pferdebauch (der wiederum am Sattelgurt gesichert ist, damit er nicht nach hinten in die Weichteilregion abruscht)?

Noch mal zum bogenköcher: wenn ich meinen größten bogen als Muster für den Bau nehme, und mein kleiner scythian dann noch "Spiel" hat, macht das was?

Und wenn ich hinter dem Sattel meinen Bogen & die Pfeile habe, wo hänge ich dann mein Schwert hin?
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Papierdrache
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Beitrag von Papierdrache »

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/11209/Sassanidenschuessel.jpg]
Bild[/url]

@Niels: Wie ich bereits sagte, ist nur die Position zu sehen, leider nicht Aussehen und Trageweise. Wenn Sebestyén sich mit seinen Köcherdeutungen auf eine andere Schüssel bezog, wird sich sicher irgendwo eine Abbildung finden lassen. Hoffe ich...
Niels

Beitrag von Niels »

@ Papierdrache

Das nenne ich aber ein prompte Reaktion, vielen Dank.

Jetzt, wo ich die Abbildung sehe, habe ich auch Zweifel, dass es diejenige welche ist. Muss ich nochmal bei Sebestyén nachlesen. Vielleicht ergibt das Anhaltspunkte für die Recherche nach der Abbildung.

Aber interessant ist das Bild doch allemal. Das sieht doch sehr nach rückwärtsgeneigter Befestigung am Sattel aus. Das "Haumesser" an der linken Seite würde ich eher als Bogenköcher für die Aufbewahrung im entspannten Zustand ansprechen.
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