Kompositbogen bauen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
Longbow Alex
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RE: 2. Schritt: Sehnenbelag

Beitrag von Longbow Alex »

Original geschrieben von Snake-Jo

@Alex: Wollte schon fragen, wie weit du bist, lassich mal lieber.
Warum willst Du es lassen? Momentan gibt es für mich leider ein wenig Zeitprobleme mit dem Bogenbau, das Semesterende naht :D. In 2-3 Wochen gehts weiter
Original geschrieben von Snake-Jo
Sehnen nass zerlegt? Das geht nicht! Das Auffasern geht nur bei möglichst knochentrockener Sehen in hauchdünne Fäden.
Stimmt schon, nur wenn ich sie naß ein wenig zerlege trocknen sie schneller. Nicht in Fäden, aber in dickere Stücke. Die Sehnenscheide und das restliche umliegende Weichgewebe mobilisiere ich stump bzw halbscharf und die dann wird die Sehne in dickere Stücke zerlegt (Nicht scharf) oder zumindest etwas breitgeklopft.
(==>TBB VOL 1)
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Snake-Jo
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3. Schritt: Zwischentillern

Beitrag von Snake-Jo »

Nach dem Trocknen des Sehnenbelages kann man den Bogen problemlos zwischentillern; ein Vorteil, den man nur hat, wenn man zuerst den Sehnenbelag aufträgt und später den Hornbelag. Man spannt eine Sehne auf für die gewünschte Standhöhe und erhält dabei die bekannten, häßlichen Knackgeräusche, wenn der Hautleim bricht. Diese werden ignoriert!:D
Der aufgespannte Bogen (s. Bild) hatte bei mir schon einen brauchbaren Tiller, d.h. die Wurfarme bogen sich annähernd gleich im griffnahen Bereich, wie sich das für einen Reiterbogen gehört. Auch ein Auszug bis zum Freisetzen der Siyahs ist möglich, da es sich ja nunmehr um einen sehnenbelegten Eibenbogen handelt, dazu noch einen sehr schwachen (wegen der 5mm Eibenholzstärke). Die Leimung von Griff und Siyhas hält das alles ohne weiteres aus. Der Bogen hat nun ein Zuggewicht von unbeschreiblichen 10 lbs und ist bereit für die Aufnahme der Hornplatten am Bauch.
"Bist du bereit, alter Skythe?" Jau
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LotlBotl
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Beitrag von LotlBotl »

Toll!!!
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4. Schritt: Aufkleben der Hornplatten

Beitrag von Snake-Jo »

Vorbereiten und Aufkleben der Hornschicht:
Aus Rinderhörnern entsprechender Länge (Highland, Wasserbüffel, Longhorns) kann man zwei gegenläufig gebogene Hornteile heraussägen (s. Bild). Diese arg gekrümmten Hornteile müssen grob auf eine Stärke von ca 5 mm gebracht (geraspelt) werden. Macht man sie feucht (2 Tage in Wasser legen) kann man dies auch mit einer Schabeklinge machen. Beim Kochen (45 min) werden sie etwas weicher und man kann sie zwischen 2 vorgewärmten Stahlplatten (Backofen) o.ä. mittels großer Schraubzwingen pressen. Den Vorgang wiederholt man solange, bis man ca 40 mm breite und 3 mm starke, absolut plane Hornplatten erhalten hat. 40 cm Länge reichen für einen Reiterbogen meistens aus. Wenn nicht, s. späteren Bericht.
Diese Hornplatten habe ich mit einer scharfen Stichsägenklinge in Längsrichtung geritzt, ebenso wie die Holzschicht am Bauch des Bogens und dann mit Zweikomponentenkleber (Endfest 300) unter milder Wärme aufgeleimt (Schraubzwingen mit Unterlage). Nimmt man Hautleim, muss man nun tatsächlich ca 6 Monate warten, da die Trocknung des Hautleims unter der isolierenden Hornschicht sehr langsam geht. So war der Hornbelag nach 1 Tag fertig.
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Longbow Alex
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Rillenbildung

Beitrag von Longbow Alex »

@snake-jo:

welchen Effekt wolltest Du mit der Riefung des Horns erzielen? Hast Du auch passende Riefen in das Holz gemacht, um eine Klebevergrößerung zu erzielen oder sollte dadurch nur eine vollständige Auspressung des Harzes aus der Fuge vermieden werden? Mein Horn hat sich im Wasser übrigens gelöst, fange jetzt ganz neu an...:o


Alexander
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Snake-Jo
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weiter: Hornschicht

Beitrag von Snake-Jo »

@Alex: ja, mit der feinen Riefung erhalte ich zum einen eine Oberflächenvergrößerung, der Leim wird nicht so leicht ausgepreßt und zieht auch besser ins Holz.
@horsebow: ja, ich denke schon an irgendwelche Verschönerungen der Siyahs, aber ich bin immer bemüht, das gewicht an den Bogenenden klein zu halten. Eventuell einen schwarzmamorierten Hornstreifen am Siyahrücken, nicht an der Seite.

noch Schritt 4: Die Hornstreifen hatten in der Länge nicht ganz gereicht, sie waren ca 2-3 cm zu kurz. Daher wurden überlappend zu den Siyahs hin noch 3 mm dicke Holzbrücken aus Eibe aufgeleimt, die man am Foto erkennen kann. Die Wurfarmenden vor den Siyhas biegen sich bei den meisten Reiterbögen kaum oder garnicht. Hat man nur sehr kurze Hornstreifen, kann man sie auch überlappend (einfache Schäftung) aufkleben. Dazu würde ich aber dann unbedingt Zweikomponenten-Kleber nehmen. Der Bogen hat immer noch eine Vorspannung von exakt 40 cm.

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Frank
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Beitrag von Frank »

Ich bin begeistert, das sieht immernoch beeindruckend gleichmäßig aus. der Wurfarm auf der rechten Seite des Bildes scheint etwas schwächer zu sein, wenn die Perspektive nicht täuscht.
Bin auf die ersten Biegeschritte gespannt
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Snake-Jo
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5. Schritt

Beitrag von Snake-Jo »

5. Schritt: Sichern von Siyah- und Griffverleimung

Nach dem Aufleimen der Hornstreifen hat der Bogen schlagartig an Spannung zugelegt. Ich visiere mal für mich und meine ersten Bogenreitversuche 40 lbs an.
Die kritischen Stellen beim Aufspannen sind die Ansätze der Siyahs und die Stelle kurz hinter dem Griff, die besonders knickanfällig ist. Ich sichere diese Stellen durch drei Maßnahmen:
1. Sehnenschicht hier etwas dicker
2. eine Rohhautwicklung
3. eine Schnurwicklung
Die Rohhaut (Rehhaut enthaart) habe ich gewässert, antrocknen lassen, auf Maß geschnitten, in Hautleim getränkt und unter Spannung auf Stoß aufgewickelt (geklebt). Nach den Trocknen des Hautleims (2 Tage) wird sie bernsteinfarbig durchsichtig, zieht sich zusammen und legt sich wie ein Schraubstock um den Wurfarm. Dabei entstehen Spalten (Bild) die später mit der Schnurwicklung überdeckt werden.
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shewolf
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Beitrag von shewolf »

@snake-jo: ist Dein Leim schon trocken? Und vor allem, hält er auch? 8-| ;-)
Thoughts are magnetic -
you attract what you think about most.
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Snake-Jo
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6. Schritt: Aufspannen und Tillern

Beitrag von Snake-Jo »

6. Schritt: Aufspannen und Tillern
Nachdem die Wicklungen aus Leinenschnur zur Sicherung der Übergänge an Griff und Siyah angebracht worden sind, kann der Bogen nun zum zweiten Mal aufgespannt werden. Das Aufspannen mit der Hornschicht erfordert anfangs ziemliche Mühe, auch das Knacken der zerberstenden Leimschicht nimmt kein Ende. Der Bogen zeigte auf Spannstellung noch einen sehr ungleichmßigen Tiller von Wurfarm zu Wurfarm. Mit dem vorsichtigen Abschaben an der Hornschicht läßt sich das aber leicht ausgleichen. Und dann: ein unendlich sanftes Ausziehen bis hin zu 29" (erstmal) überascht den Bogenbauer. :-) :-) :-) :-)
Natürlich sollte der volle Auszug erst nach vielen vorsichtigen "Aufwärm-Zügen" erreicht werden.
Bild

An der Tillerwand sieht man noch am rechten Wurfarm etwas mehr Durchbiegung.Da ich mein Wunschgewicht von 30-40 lbs noch nicht erreicht habe, werde ich das durch einen zusätzlichen Sehnenauftrag ausgleichen. Der Bogen hat jetzt bei 28" rund 25 lbs und hält abgespannt noch rund 36 cm Vorspannung. Er ist schussfertig, es fehlt aber noch die Endbehandlung, die Kür.
P.S. Bitte zwischen-posten, damit ich noch die Abschlußbilder reinstellen kann, danke!
Archiv
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Klasse!!!

Beitrag von Archiv »

Wirklich schön geworden! Nunmal her mit den Abschlußbildern...;-)

Gruß, Hartmut
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Nacanina
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Beitrag von Nacanina »

Super Arbeit Jo!
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur
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Snake-Jo
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7. Schritt: Nachrüsten

Beitrag von Snake-Jo »

Erste Messungen zum Zuggewicht ergaben rund 30 lbs bei 30 ". Dies ist mir ein bischen zu wenig, ich hätte gerne rund 35 lbs/ 30".
Zwischenzeitlich gelang es mir, ein paar Hirschfüße zu bekommen, die mir ausreichend Sehnen lieferten, um nachträglich noch jeweils eine Schicht auf den Bogen aufzubringen. Ich hatte zuvor ein Teil der Wicklung wieder abgetragen und eine sehr homogene Sehnenschicht von durchgehenden 30 cm langen Strängen aufgetragen. Diese Schicht ist nun getrocknet, der Wurfarm besitzt nun folgende Schichtdicken in Wurfarmmitte:
Holzkern: 4 mm
Hornschicht am Bauch: 3 mm
Sehnenschicht: 5 mm
Nun werde ich eine Schlangenhaut auf die Sehnenschicht aufkleben, die Wicklungen ergänzen (verlängern), damit sie über die neue Sehnenschicht und über die Haut reichen und Hornstreifen auf der Außenseite der Siyahs aufkleben. Nach Fertigstellen des Bogens werde ich Schußwerte und Bilder hier einstellen.

Bitte nochmals zwischenposten, danke! Irgendein Arbeitsschritt unverständlich? Dies ist ja nur eine Kurzanleitung für schon versiertere Bogenbauer. Ich kann leider nicht im einzelnen noch Sehnenbelag-Technik etc. erklären, würde den Rahmen sprengen.
horsebow
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Beitrag von horsebow »

@Snake-Jo:
:anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet !

Was für ein Prachtstück das wird!

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845
LotlBotl
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RE: Übersetzen

Beitrag von LotlBotl »

Mir fällt da grad ne bemerkung auf...:
Original geschrieben von Taran
babelfish dürfte damit ziemlich überfordert sein
Steckt man sich den nicht einfach ins Ohr, lässt jemanden vorlesen und schreibt mit?
Antworten

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