Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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johann könig
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Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von johann könig » 12.12.2007, 19:01

ich schreibe zur zeit an einer arbeit über selbstvertrauen und möchte gerne das bogenschiessen zu einem eckpfeiler meiner arbeit nehmen. gibt es irgendwo literatur im internet? außer irgendwelchen angeboten der praktischen ausführung gibt es darüber scheinbar nichts.

meine fragen wären: was bewirkt bogenschiessen, wie wirkt es auf das selbstvertrauen, wie können die gemachten erfahrungen in den alltag übertragen werden.

vielleicht habt ihr ja ein paar ideen.

viele grüße

der johann

Lohengrin
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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Lohengrin » 12.12.2007, 19:25

Bin mir jetzt nicht 100% sicher ob es dir weiterhilft bei dieser Arbeit.

In der "Traditionell Bogenschiessen" Nr. 45 ist ein mehrseitiger Bericht von Dipl.SozPäd (FH) Robert Kraus.
Titel: Lost and Found  oder die wiedergefundene Liebe.

Er beschreibt darin wie er an eine Münchner Hauptschule mit Kindern Bögen baut und anschließend mit ihnen auch Tuniere besucht.
Quasi ein Gruppenprojekt für Jungen und Mädchen (ca 12-14 Jahre) mit durchaus positiven Einschlag.

Da man ja nicht einfach so Texte kopieren oder irgendwie sonst vervielfältigen darf kann ich dir den nicht einfach mal so einscannen und zuschicken.


Von mir selbst kann ich berichten das ich seit ich Bogenschiesse wieder etwas relaxter bin und nach einen 3D Parcour (auch bei nur 4°C Plus) sehr sehr entspannt und glücklich bin. Wenn dann auch noch ein geselliger Tag mit gleichgesinnten draus wird hat es sogar noch einen weitaus befriedigernden Charakter.
Die Konzentration wird gesteigert, der Streß wird schneller abgebaut ud vergessen. Ich fühl mich fit und ausgeglichen, vor allem weil ich nicht vorm Computer versauer :-)

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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Felsenbirne » 12.12.2007, 19:47

Hi

bin mit 38 Jahren zum Bogenschiessen gekommen. Vorher nur immer Arbeit, Arbeit etc. Vorm PC gesessen und geglaubt das wäre ein Hobby.

Als Kind habe ich mit meinem Onkel viel gebastelt und war viel in der Natur.
Das fehlte mir irgendwo ohne s zu merken.
Ich hatte mir schon immer mal vorgenommen einen Werkraum einzurichten um Dinge selber zu machen. Allerdings traute mir das keiner zu (Mausschieber), so dass ich eigentlich nie wirklich daran gegangen bin und es sicher auch aus Faulheit und mangelnder Aufgabenstelllung
(Wozu brauch ich das?)  immer wieder rausgeschoben habe.

Als ich das Bogenschiessen anfing interessierte mich auch sofort der Bogenbau. Von diesem Tag an bin ich die vielen Dinge angegangen die ich sonst nie gemacht hätte. Nach den ersten Unkenrufen wurden die Spötter dann ruhiger. Ich habe eine Werkstatt, baue Bögen, und habe ein wirkliches Hobby gefunden von dem ich weiss, das es mich Zeit meines Lebens nicht mehr loslassen wird.
Denn eigentlich hat es das nie getan seit meinen Kindertagen als man mit dem Haselnussstock uns Packetschnur den ersten Bogen baute.

Die vielen Dinge die ich durch Bücher und nicht zuletzt durch das Forum gelernt habe, haben mein Selbstbewustsein sicher gestärkt. Früher wäre ich viele Dinge gar nicht angegangen.

So das ist meine ganz persönliche Erfahrung

Nachtrag: So nebenbei habe ich nach 25 Jahren das Rauchen aufgegeben. Vom ersparten wurde Werkezug und Staves gekauft :D
Zuletzt geändert von Felsenbirne am 13.12.2007, 09:40, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Matthias

Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften.

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller

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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Halvarson » 12.12.2007, 20:16

johann könig hat geschrieben:meine fragen wären: was bewirkt bogenschiessen, wie wirkt es auf das selbstvertrauen, wie können die gemachten erfahrungen in den alltag übertragen werden.


gibt es da nicht ein film (titel fällt mir grad nicht ein) mit nicolas cage in dem dieser sagt: "seit ich pfeil und bogen mit mir rumtrage, lacht mich keiner mehr aus" (oder so ähnlich). hab den film auch nicht gesehen, nur erinnere ich mich an ein filmplakat.

gruss
thorsten
Gruss
Thorsten

Rechtschreibfehler sind gewollt und auch als solche anzusehen.
Wer wenig zuviel hat hat meist viel zuwenig - altes chinesisches Sprichwort

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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Eldoro » 12.12.2007, 21:00

ich bin erst 14, schieß jetzt so ca. 3-4 Jahre Bogen.
Und ob man es glaubt oder nicht, meine Schulleistungen haben sich stark verbessert  :) Zwar war ich früher nie schlecht und auch immer so im oberen bereich, aber mit dem Bogenschießen kann ich mich einfach besser konzetrieren und jetzt gehör ich zu den Klassenbesten (kommt auf die Fächer an, Kunst mag ich gar nicht .... aber Physik mag ich hihihi) (Gymi).
Was mir besonders geholfen hat, ist, dass man sich beim Bogenschießen sehr stark auf eine Sache konzetrieren muss, wobei bogenschießen nicht gerade ein einfacher bewegungsablauf ist. Ich finde es macht auch etwas selbsbewusster, weil man weiß, was man z.B. durch gutes konzetrieren erreichen kann, was dann auch in den Arbeiten helfen kann.
Deshalb schieß ich auch gern mal Bogen am Tag vor der Arbeit, das gibt innere Ruhe.
Und irgendwie wirkt es beruhigend und angenehm, wenn man mal zur ruhe kommt, und in meinem Alter ist das wohl eher selten ( Parties, Computer usw. ). Bogenschießen finde ich daher ein echt tolles hobby, weil man auch selber was bauen kann, stärkt noch mehr das selbstvertrauen  ;D und es gibt (leider) genug Altersgenossen, die nichts sinvolles machen ...
Eld  :)

P.S.: Vor allem das zur Ruhe kommen schätze ich sehr. 
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......

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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von andi » 12.12.2007, 21:17

Ich möchte zu dem Thema auch ein paar Ansichten liefern.

Zurzeit besuche ich eine HTL. normaler tagesablauf besteht hauptsächlich aus Schule und lernen.
Im Alter von 15 Jahren habe ich mit dem Bogenschießen über Freunde begonnen, und habe sowohl im schulischen Bereich sowie im Bereich Konzentration, etc. erhebliche Steigerungen boebachten können. Zusätzlich merke ich eine Verschlechterung bei längerem Aussetzen des "Trainings".

Weiters habe ich eine große Steigerung der Aufnahmefähigkeit bemerkt, wenn ich zwischen den Lernzeiten und CAD-Zeichnen eine halbe Stunde raus gehe und schieße. Diese halbe Stunde kann ich durch eine vermehrte Arbeitsbereitschaft locker wieder aufarbeiten.

Deshalb ist es immer wieder schön, im Winter auf den Parcour zu gehen, 1m Schnee und die strahlende Sonne bei einem Lecker Bierchen (nach'm schießen) zu geniessen. Selbes Szenario im Sommer (ohne Schnee)

Zur Stärkung des Selbstvertrauens:
Wenn man weiß in einem Bereich etwas erreichen zu können (wenn auch nur für einen selbst) finde ich doch das eine gewisser Aufbau der menthalen Stärke stattfindet.

mit sportlichen Grüßen

Andi

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Squid (✝)
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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Squid (✝) » 12.12.2007, 21:19

Vielleicht recherchierst du auch noch mal bei unseren Freunden aus Asien...
Kyudo oder Zen-Bogenschiessen sind die Suchworte:
Die haben auch immer ne ordentliche Portion Philosophie dahinter, auch bezogen auf Selbstbewusstsein und Entspannung.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Mandala
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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Mandala » 12.12.2007, 21:38

Meine Liebe zum Bogenschießen

Als ich noch klein war, haben mich Pfeil & Bogen schon magisch angezogen. Mit einem Ast und einer Schnur, einigen Schößlingen als Pfeile, ging es auf die Jagd durch Wald und Flur.Selbst Forellen wollten wir erlegen, dazu banden wir unsere Pfeile an eine Schnur, die wir uns an der Hose befestigten. Wir berechneten den Winkel, um an die begehrten Fische zu gelangen. Natürlich fingen wir mit dem Bogen nie etwas, was unserer Unternehmungslust jedoch nicht weiter störte.

So ist es auch heute noch, wenn ich morgens um fünf Uhr auf die Jagd gehe und plötzlich nicht ich vor dem Reh stehe, sondern das Reh vor mir steht, obwohl ich mich sehr achtsam und lauschend nach dem Wind richtend, durch den Wald streifte. Es sind die Augenblicke, das eingetaucht sein in das Mysterium mit dem gespannten Bogen in der Hand, der ältesten noch immer im Gebrauch nicht wegzudenkenden Waffe, die einen verführt, nach innen zu schauen und zu fühlen, um dann einen Baumstumf aus der Deckung als Ziel zu fixieren und seinen Pfeil auf den Weg zu schicken.Hat man dann noch getroffen, ist das Glück schon perfekt.Die Sinne sind erfüllt mit einzigartigen Empfindungen, wie aus einer anderen Welt. Dieses zu erleben ist glaube ich, nur mit Pfeil und Bogen möglich.

Wenn ich noch zeit finde werde ich meine Ehrfahrungen die ich mit meiner Frau zur Zeit sammeln darf hier einbringen.
Wir bauen in der Grundschule mit den  Mädchen und Jungs Bögen aus frischen Haselnussstecken,  mittels Zugmesser,Raspel, Zieklinge,usw. und mehreren Wochen Bauzeit .Zum tillern sind sie dann trocken.
Vor allem das abziehen der Rinde und die Arbeit mit dem Zugmesser und der Ziehklinge macht ihnen besonders spaß.
Dann werden noch die Griffe mit Leder oder Band belegt und die Pfeile gemacht.Und ich muß sagen sie sind sehr tapfer und Geduldig.
Außerdem schießen wir in der Turnhalle auf Konservenbüchsen, was natürlich gut ankommt.
Die Körperhaltung und das fühlen des Energieflußes steht dabei bei uns an erster Stelle.Es ist schön zu sehen wie die Kinder nach dem Untericht viel entspannter sind und zu leuchten anfangen.
Mehr beim nächsten mal.

Viele Grüße Mandala

Hagen von K
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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Hagen von K » 12.12.2007, 22:08

Hi,

gibt es da nicht ein film (titel fällt mir grad nicht ein) mit nicolas cage in dem dieser sagt: "seit ich pfeil und bogen mit mir rumtrage, lacht mich keiner mehr aus" (oder so ähnlich).


Der Film nennt sich "Rainman" und da gehts eigentlich nicht primär ums Bogenschießen.

Gruß

Hagen
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Squid (✝)
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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Squid (✝) » 12.12.2007, 22:44

Ähmmm..
also in Rainman haben  Dustin Hofman und Tom Cruise die Hauptrollen... quasi Scientology-*censored* im Doppelpack.
Nix desto trotz ist der Film im Hinblick auf das Thema Authismus gut.
Aber Nicolas Cage spielt da definitiv nicht mit...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Sagitta

Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Sagitta » 12.12.2007, 23:10

naja,

für den einstieg ist rainman ja gar nicht so schlecht.
besagter film aus dem jahr 2005 handelt von einem
mann, der auch insofern mit regen zu tun hat, als
er im fernsehen den wetterbericht zu verkünden hat.
und deshalb ist er der weather man und heißt der
film auch the weather man

alles klar?

quarryhunter
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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von quarryhunter » 13.12.2007, 14:10

besorg dir doch mal das Buch - ZEN  in der Kunst des Bogenschiessens -
von Eugen Herrigel  erschienen im Otto Wilhelm Barth Verlag.

Gruß Qh.
J?rgen

**ab in die Midd**

johann könig
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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von johann könig » 13.12.2007, 16:23

mit so viel resonanz hätte ich jetzt nicht gerechnet! freut mich aber, dass es so viele antworten zu diesem thema gibt. eure vorschläge und eigenen erfahrungen werde ich sicherlich gut verwenden können. in der praxis mit kindern konnte ich auch ähnliches erkennen.

gruß
johann

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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Lohengrin » 14.12.2007, 17:07

Was mit aber noch so einfällt, zu einer guten Arbeit bzw. zu Vergleichen u.ä. gehört auch immer die Gegenseite, eine Art Gegendarstellung die andere Seite der Medallie.

Will heißen, die Leute die hier darauf Antworten wissen meist nur gutes zu bereichten da sie ja ansonsten diesen Sport, dieses Hobby, nicht ausüben würden und vermutlich dann auch nicht hier lesen und schreiben würden.

Um realistisch zu sein müsstest du dann von "ausserhalb" also jemanden der dies noch nie gemacht hat befragen und zusehen ob er auch positive oder auch negative Sachen dann berichten kann.

Nur so ist es dann keine "einseitige" Arbeit oder der aus dem Fernsehen bekannte Sensationsjournalismus der nie komplett durchleuchtet sondern nur an der Oberfläche kratzt.

Was ich damit sagen will:
Hier sind die Fans des Sports ... mit ihren Erfahrungen und Vorstellungen,
mindestens genauso viele Skeptiker gibts auch dafür und die müssten auch erwähnt werden...

pro und contra eben :-)

Contra Bogenschiessen... meine Geldbörse wird wieder dünner *haha*

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Re: Bogenschiessen zu förderungs bzw therapiezwecken

Beitrag von Hunbow » 16.12.2007, 13:31

1. gucks du hier: http://www.psychiatriegespraech.de/phpB ... hp?p=25173

2. Asklepios Klinik:
Bogenschießen als Therapie hat zwei große Vorteile: es wird in kürzester Zeit erlernt und ist für fast alle Behinderungsarten offen. Therapien mit hohem Aufforderungscharakter wie das Bogenschießen kommen in der Rehabilitation in der Regel sehr gut beim Patienten an.
______________
3. Bogenschießen als Therapie
(dpa-Meldung am 5.6.2001)

Janet ist eine von zwölf Jugendlichen und Kindern, die in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universitätsklinik Tübingen an den therapeutischen Bogenschieß-Stunden teilnehmen. Die Einrichtung ist nach eigenen Angaben bundesweit die einzige Kinder- und Jugendpsychiatrie, die diese Art von Körpertherapie anbietet.

Sirrend fliegt der Holzpfeil mit den bunten Federn Richtung Zielscheibe. Ganz knapp nur verfehlt er die Mitte. Janet lässt den Bogen langsam sinken und setzt sich auf die Matte. «Die innere Spannung wird durch das Bogenschießen erleichtert, das merkt man schon», sagt die 17-Jährige.

Die Idee zu diesem Projekt kam Körpertherapeut Harald Maier und Krankenpfleger Michael Lindner vor vier Jahren: Beide hatten das Bogenschießen im Zusammenhang mit chinesischer Medizin bzw. mit fernöstlicher Kampfkunst (Aikido) erlernt. Dabei wurde ihnen klar, dass das Bogenschießen mit seiner Wirkung auf Körper und Psyche eine sinnvolle Ergänzung der Therapie bei Jugendlichen und Kindern mit psychischen Erkrankungen sein könnte. «Von großer Bedeutung dabei ist das Erleben von Spannung und Entspannung sowie die Förderung der inneren und körper-bezogenen Wahrnehmung und der zielgerichteten Konzentration», erläutert Maier. Auch Zielstrebigkeit, die Auseinandersetzung mit Misserfolg und Frustration sowie das Selbstwertgefühl werden dabei gefördert.

Nach verschiedenen Workshops, die Maier und Lindner angeboten hatten, stieg das Interesse am therapeutischen Bogenschießen auch außerhalb der Universitätsstadt: Die Tübinger Kinder- und Jugendpsychiatrie erhielt Anfragen von sozialen Einrichtungen in Ulm, Bad Kreuznach und Berlin. Derweil denkt Maier über eine neue Variante des therapeutischen Bogenschießens in Tübingen nach: «Als nächstes wollen wir versuchen, einen geeigneten Platz in der Natur zu finden, um mit Pfeil und Bogen zu schießen - das ist für die Jugendlichen ein besonderes Erlebnis.»

Gunther Klosinski, ärztlicher Direktor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, betrachtet das Bogenschießen als einen wichtigen Baustein in einem komplexen Geschehen: «Die Betroffenen finden dadurch Entspannung und können sich besser konzentrieren, was den gesamten Therapieprozess unterstützt und fördert.» Eingebettet ist das Bogenschießen in das Konzept der Körpertherapie, die einen wichtigen Zugang zu den Patienten bietet.

Neben dem Bogenschießen werden auch andere Sportarten im Rahmen der Körpertherapie eingesetzt. Sehr beliebt ist das Trampolinspringen: Schon seit 15 Jahren steht diese Sportart in der Tübinger Kinder- und Jugendpsychiatrie auf dem Programm. Einen hohen Stellenwert bei den Patienten besitzt auch das Tischtennis.

Die meisten der jungen Patienten, die unter Psychosen, Zwangsneurosen, Ängsten, Depressionen oder Essstörungen leiden, leben ein halbes oder gar ein ganzes Jahr auf den drei Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Diese lange Verweildauer der Patienten sieht Maier als positiv an: «Psychische Entwicklungen brauchen Zeit. Wenn man die nicht hat, kommt es nur zu kurzfristigen Veränderungen, die nicht fruchten, weil sie keinen Boden haben.»
Zuletzt geändert von Hunbow am 16.12.2007, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.
"Der starke Mann trotzt dem Regen. Der kluge Mann stellt sich unter."

Filmtipp:
http://www.struckthefilm.com/

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